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IT ist kurios!

leid ist schön

1 Kommentar

Eines von vielen Fotos in einer von von vielen Klickstrecken (in diesem Fall vom Stern) im Netz.

Wer schön sein will muss leiden, wissen wir. Und wir wissen, dass Kunst brotlos ist. Wir wissen allerdings nicht, woher dieses Zwillingspaar  kommt. Aristoteles können wir offensichtlich – zumindest dafür – nicht verantwortlich machen. Da Schönheit nach seiner Meinung in der Symmetrie liegt, kann sie nicht im Leid begründet sein. Leid ist unique. Nur ein Individuum kann wirklich leiden. Und ein Individuum ist immer unteilbar und nie symmetrisch.

Worüber rede ich?

Ich rede über Kulturpessimismus an der Spitze der Netzavantgarde. Wenn Mspro sich über die Süddeutsche echauffiert, ist er zutiefst konservativ. Denn was er voraussetzt ist eine unschuldige Presse. Diese müsse es mal gegeben haben. Denn – so impliziert er – Journalismus ist Idealismus. Und somit wäre dieser die Hauptantriebskraft dessen, was wir als Presse kennen. Aber schon der Name der Branche ist doch eindeutig.

Die Presse versucht zu extrahieren, was möglichst viele Konsumenten bewegt. Schon immer. Noch bevor es eine Presse in Form einer Druckerpresse gegeben hat, gab es das Bedürfnis sich am Leid anderer zu ergötzen. Der Schauder ist bestimmendes Element aller Nachrichten. Je schlimmer, desto besser.

Die A-Blogger beschwören den Sündenfall herauf: die Sueddeutsche.de kauft sich positive Bewertungen in der Blogosphäre und verlässt damit den Pfad der Tugend. (Die beteiligten B-/C-/D-Blogger selbst sind nicht weiter der Erwähnung wert.) Was der Verlag damit versucht, ist potentielle Konsumenten wohlgesonnen zu machen. Menschen reagieren offener auf Großzügigkeit als auf Geiz.

Gleichzeitig wird bemängelt, dass die Verlage zu Methoden wie Klickstrecken greifen, sich immer stärker SEO widmen und viel Geld für SEM ausgeben. Sie nutzen eben ihre wirtschaftliche Potenz zur Aufrechterhaltung dieser Potenz. Und sie scheitern. Immer öfter, immer deutlicher.

Ihnen aber vorzuwerfen, sie würden mit unlauteren Mitteln spielen, ist zumindest merkwürdig. Denn eigentlich müsste man ihnen sagen: Schliesse Deinen Laden, nimm alles Geld und kaufe Apple-Aktien oder Versicherungspapiere, denn Verlage braucht in Zukunft niemand mehr.


Written by qrios

January 23rd, 2010 at 3:29 am

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One Response to 'leid ist schön'

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  1. Ich finde es schon auch sehr erstaunlich, dass ein großer Teil der Plakatwerbung von Fernsehanstalten gebucht wird, die sich wiederum nur durch Werbung finanzieren. Irgendwann werden wir auf der Strasse Werbung haben, die auf werbefinanzierte Angebote im Fernsehen verweist, die wiederum auf werbefinanzierte Angebote im Netz verweist…

    beta

    29 Jan 10 at 12:31 am

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