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NVIDIA verbietet Nutzung von GeForces in Rechenzentren

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Die aktuelle Version der EULA für den GeForce-Treiber verbietet die Nutzung des Treibers (der Karten) in Rechenzentren. Als einzige Ausnahme wird in den Nutzungsvereinbarungen explizit Blockchain-Verarbeitung genannt.

Keine Bereitstellung in Rechenzentren: Die SOFTWARE wird nicht für die Bereitstellung in Rechenzentren lizenziert. Als Ausnahme ist Blockchain-Verarbeitung im Rechenzentrum gestattet.

Die Karten – insbesondere die 1080ti – ist allerdings extrem beliebt, da sie mit mehreren tausend Cores und bis zu 11GByte RAM eine Alternative zu den Tesla- und Quadro-Karten mit ihren signifikant höheren Preisen darstellen.

Etliche Hoster bieten Konfigurationen mit einer oder mehreren GeForce-Karten an. Eingesetzt werden diese im professionellen Umfeld für Simulationen und Data-Scientists-Aufgaben. Neben üblichen statistischen Berechnungen zählen dazu auch Machine Learning und Deep Neural Networks (DNN). Das erklärt auch, warum sowohl Golem (die das Thema zuerst im deutschsprachigen Newsland™ aufgegriffen hatten) und Heise zu der Verkürzung “kein Depp Learning mehr mit GeForces” kamen.

Für den “kleinen” Data Scientist in einer Firma ändert sich damit zunächst allerdings nichts: er wird seine Python- und R-Scripte weiterhin auf seinem Arbeitsplatzrechner auf einem kleinen Sample entwickeln und dann auf der Computational Engine im Rechenzentrum auf dem vollständigen Datensatz rechnen lassen.

Die spannende Frage ist jetzt, welche Karte in dem Server im Rechenzentrum steckt. Falls es sich um eine virtualisierte Umgebung handelt, kann es bereits jetzt nur eine Karte aus der Tesla- oder Quadro-Liga sein. Auch bisher hatte NVIDIA Funktionen aus dem Umfeld des High Perfomance Computing auf bestimmte Karten beschränkt, u.a. die Virtualisierung.

Solche Umgebungen sind bei Data Scientists sehr beliebt. In den meisten Fällen sind die Kalkulationen und damit die wahrscheinlich anfallenden Kosten relativ genau bekannt und damit die Kosten überschaubar. Ein typisches ML-Model benötigt bei gegebener Rechenpower dort vielleicht ein/zwei Tage. Man bezahlt dafür möglicherweise einige hundert Dollar. Eine  Workstation, die das gleiche Model rechnet, kostet demgegenüber gerne zehntausend Dollar oder mehr und verlangt eigenen administrativen Aufwand, der in einer Enterprise-Umgebung nicht gegeben ist. Mögen sich die Kosten nach 10 Aufgaben amortisiert haben, die Workstation braucht allerdings für das gleiche Model eine Woche statt nur zwei Tage.

Ebenfalls unproblematisch ist die neue Einschränkung für Wald- und Wiesen-Hoster. Wenn ein Kunde sich einen Server mit vier 1080ti clickt muss der Hoster den Kunden – wahrscheinlich – nicht mal darauf hinweisen, dass der GeForce-Treiber bestimmte Restriktionen auferlegt. Im Normalfall wird der Hoster den Treiber auch nicht selbst installieren. Es bleibt dem Kunden überlassen sich dem unternehmerischen Risiko auszusetzen, von NVIDIA rechtlich belangt zu werden. Und auch dieses Risiko hält sich in Grenzen: der Treiber selbst dürfte in solchen Umgebungen keine Möglichkeit haben, zu ermitteln, dass er in einem Rechenzentrum läuft, welches Framework grade ausgeführt wird und überhaupt darf ein Treiber nicht ins Netz. Die Firewall-Rules müssen ihn daran hindern.

Zu einem Problem wird die Neureglung jedoch für die vielen kleinen Spezialhoster, die sich auf Data Scientists und Machine Learning als Marktnische eingelassen haben. Um mit Amazon und Google konkurrieren zu können haben sie eigentlich nur den Preis als Hebel. Und für sie boten sich die GeForce-Karten ideal an. Bei den meisten Anwendungen erreicht eine 1080ti ein Viertel Rechenpower im Vergleich zu einer Tesla-Karte und das zu fast einem Zwanzigstel des Preises. Es verwundert also nicht, dass NVIDIA sich bei einem solchen Betreiber gemeldet hat.

Vor diesem Hintergrund würde es nicht verwundern, wenn Amazon als größter NVIDIA-Kunde ein “aktives” Interesse an dieser Einschränkung bekundet hat; so unter Freunden, wissen schon …


Written by qrios

December 25th, 2017 at 8:22 pm

Posted in gadgets,science

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