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Online-Werbung: die ultimative Gelddruckmaschine

2 Kommentare

Fefe hatte neulich angeregt, mal nachzurechnen, wie viel Strom eigentlich die ganzen Tracker und Ads bei den Nutzern verbrauchen. Ich hatte daraufhin ein wenig hin- und hergerechnet, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass man das nicht wirklich valide bestimmen kann. Sowohl die Menge der Daten als auch die Prozessorlast der Banner und das Verhalten der Betriebssysteme und Rechner unterliegen so großen Schwankungen, dass sich das Ergebnis in einem Korridor von mehreren Dimensionen bewegen würde. Für Stromerzeuger und Publisher würde sich eine Zusammenarbeit aber dennoch lohnen.

Onlinewerbung billiger als Strom

Der derzeitige Tausenderkontaktpreis für Online-Werbung liegt irgendwo in der Nähe von einem Euro. Je mehr Kontakte man bucht, desto billiger wird er. Je spezifischer man die Zielgruppe auswählt, desto höher wird er. Nimmt man diese Zahl und schaut sich an, wie lange ein Nutzer auf einer Seite bleibt, kann man errechnen, wie lange ein Banner für diese tausend Nutzer auf den Rechnern der Benutzer läuft. Bei den größten deutschen Nachrichten-Sites liegt die durchschnittliche Besuchsdauer zwischen 4 (Focus) und über 9 Minuten (Bild). Vorsichtig kalkuliert liegt das Mittel bei 6 Minuten.

Für 6000 Minuten (100h) Rechenzeit müsste also ein Energieversorger nur einen Euro investieren. Würden die Nutzerrechner während dieser 100 Stunden nichts anderes tun können als sich mit der Werbung beschäftigen, dann würde bei einem typischen Desktoprechner mit rund 300 Watt Verbrauch in 100 Stunden 30kWh anfallen. Der Fairness halber rechnen wir lieber mit einem Rechenaufwand von 30%. Das dürfte in vielen Fällen von Flash-Bannern niedrig kalkuliert sein. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass auf einer Seite meistens mehrere Anzeigen sind und auch Seiten in Hintergrundtabs fast immer weiterlaufen und CPU-Zeit verbrauchen.

Allerdings muss man berücksichtigen, dass ein Teil der Nutzer nicht mit Desktoprechnern unterwegs ist. Der Einfachheit halber kann man von 50% der Nutzer mit einem typischen Strombedarf von rund 40W ausgehen. Diese verfügen jedoch über ein besseres Powermanagement. Die Leistungsaufnahme fällt so bei rechenintensiven Anwendungen stärker ins Gewicht. Im Durchschnitt scheint 60% für solche Werbung gerechtfertigt zu sein.

Ein kleiner Test mit einem Firefox ohne AdBlocker zeigt solche Auswirkungen recht deutlich. Ein MacBook Air zeigt bei 63% Akku-Ladung, dass er noch weitere 3h 10 min. ohne Strom auskommt. Eine Minute später mit der offenen Spiegel-Seite mit einer umfassenden Mediamarkt-Werbung sind es plötzlich nur noch 1h 40min.

Die Desktoprechner verbrauchen also 5kWh und die Laptops 1,2kWh, macht zusammen 6,2kWh. Die Smartphones lassen wir bei der Rechnung mal raus, da sie einerseits weniger genutzt werden und darüber hinaus noch andere Werbung angezeigt bekommen und über besseres Powermanagement verfügen.

1,55 € Stromkosten für 1,00 € Werbung

Bei einem Preis von 0,25 € pro Kilowattstunde kostet es die Nutzer also 1,55 € die Werbung zu laden. Dabei hat der Stromverbraucher respektive der Werbetreibende nur einen Euro ausgegeben. Er könnte mit einer geschickten Kalkulation dafür sorgen, dass er nur zu Zeiten wirbt in denen die Werbung billiger ist und das Stromangebot grade groß ist.

Sollten sie also in nächster Zeit vermehrt nachts auf ihrer Lokalzeitungsseite wie der HAZ Werbung von enercity sehen, dann handelt es sich sicher um positive Energie. Deren Seite läuft ja auch mit Flash und verbraucht schon mal 1/5 der Prozessorlast.


Written by qrios

May 17th, 2013 at 6:16 pm

Posted in ironie

2 Responses to 'Online-Werbung: die ultimative Gelddruckmaschine'

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  1. Es wäre doch recht einfach den zusätzlichen Stromverbrauch zumessen. Einfach Adblocker aus, Strom mit einem geeigneten Gerät messen und Adblocker wieder ein und noch mal messen.

    PS: die 6 Minuten halte ich für sehr weit hergeholt. Ich gehe immer nur wenige Sekunden auf Seiten wie spon oder Zeit.de. Wenn sich nichts getan hat bin ich wieder weg.

    Gerald

    17 May 13 at 10:40 pm

  2. Hallo qrios, (Oder soll ich Rene sagen?)

    Die Idee ist recht verlockend. Allerdings kann das nicht funktionieren, weil man als Energieunternehmen ja nicht an Hand der IP erkennen kann ob es ein Kunde aus dem eigenen Netz ist.

    Man würde also im Zweifelsfall nicht nur eigenen Umsatz generieren sondern auch der Konkurrenz. Keine gute Idee!

    Grüße, Fluesterer

    Fluesterer

    18 May 13 at 12:06 am

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