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IT ist kurios!

Schöner Fernsehen mit AppleTV

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Am Dienstag nächster Woche findet mal wieder ein Special Event (Motto: “This should brighten everyone’s day”) von Apple statt. Allgemein angenommen wird die Vorstellung des iPhone 5S und des billigeren/farbigeren iPhone 5C. Inzwischen verdichten sich jedoch die Hinweise auf einen kompletten Relaunch des AppleTV. Es gibt obskure Beobachtungen über das Anlanden großer Settopbox-Lieferungen in die USA, intensivierte Verhandlungen mit Kabelprovidern und Contenanbietern und vermehrt freigeschaltete Kanäle im bestehenden Angebot.

@in_aha wies mich darauf hin, dass mit dem iPhone 5S Apple einen neuen A-Chip einführen wird und dann damit zu rechnen ist, dass der bisher verwendete Prozessor dann in die neue Generation des AppleTV wandern könnte. Ausserdem würde die Einführung der Gameconsolen-Module für iPhones und iPods nur Sinn ergeben, wenn die Spiele auch auf einem großen Screen zu sehen seien. Die bestehende AppleTV hätte bisher jedoch weder die Verbreitung noch die Zielgruppe um diesen Markt wirklich zu unterstützen.


Wie AppleTV eigentlich aussehen könnte:

1. Bindung an einen Kabelbetreiber

In den USA und zunehmend auch in anderen Ländern sind die Kabelbetreiber auch Internetprovider. In Südafrika war dies bereits in den 1998 so. Für die Netzbetreiber ergibt sich daher aus dem zunehmenden Trend zum Streaming ein Lastproblem. Wie im Zuge der Drosselkom-Debatte deutlich wurde, lassen sich die Provider die Durchleitung von den Contentanbietern inszwischen vergüten. D.h. für Apple und die AppleTV dürfte es zunehmend schwieriger werden, die erheblichen Datenmengen problem-/kostenlos zu den Nutzern zu bekommen.

Die Lösung besteht für Apple in einer direkten Anbindung seiner Content-Cloud an spezifische Kabelanbieter. Und auch für den Kabelanbieter ist diese Lösung ideal, weil die Daten nur durch die eigenen Netze müssen. Mit einer vernünftigen Caching- oder gar Multicastlösung könnten Flaschenhalse im Netz bei Liveevents oder Blockbustern vermieden werden.

2. Werbung und Subscription

Im bestehenden Markt verdienen Publisher durch die Lizenzierung von Inhalten an Verlage(Kanäle), die wiederum an der eingestreuten Werbung verdienen und die für die Einspeisung in die Kabelnetze bezahlen. Aber sowohl im klassischen Kabelnetz als auch im Internet gibt es inzwischen Kanäle, die sich von den Publishern lösen wollen und lieber selbst produzieren. Nach HBO macht das seit neuestem auch Netflix.

Eine AppleTV im Bundle mit einem Kabel-/Internetprovider würde – wie in anderen Branchen – auch hier die Verlage ersetzen. Dies könnte sicher nicht sofort geschehen denn die Ausstrahlungsrechte für bisherige Produktionen liegen noch bei Verlagen. Zukünftige Lizenzverträge dürften jedoch AppleTV und vergleichbare Angebote freistellen.

Apple kann dann den Kunden beide Modelle der Vergütung für Medien anbieten: Werbeunterbrechung und Bezahlung. Insbesondere Werbung ist sowohl für die Produzenten als auch für die Werbekunden spannend. Nicht, weil Apple eine interessante Zielgruppe bieten kann, sondern weil auf der Basis der Apple-IDs ein ausgezeichnetes Targeting möglich ist. So ausgezeichnet, dass wahrscheinlich sogar Google sich bemühen wird als Intermediate zu fungieren.

Interessant wird die Frage, ob Apple Schritte unternimmt, die Profile der Nutzer hinter einer Apple-ID zu verbessern. Die Kreditkartendaten alleine genügen nicht, da diese selbst in den laxen USA nicht an Werbetreibende weitergegeben werden dürfen. Erste Schritte, wie ein kostenloses iWorks in der Cloud sind sicher in diese Richtung zu deuten. Ansonsten kann Apple zwar auf Medienkäufe im Store, die Location-Daten aus Maps und auf die gesyncten Bookmarks zugreifen. Für Werbekunden ergibt das allerdings noch kein aussagefähiges Profil.

3. Broadcasting

Die bisher größte Schwäche von AppleTV ist die fehlende Unterstützung für klassisches Fernsehen. Aus Sicht der Benutzbarkeit kämpft die AppleTV, wenn sie an einen HDMI-fähigen Fernseher angeschlossen ist, immer um den Anschluss. Während die TV-Fernbedienung verschiedenste Livekanäle anbietet, muss man erst den HDMI-Anschluss umschalten und dann noch zu einer anderen Fernbedienung greifen.

Würde die neue AppleTV jedoch über ein FPGA-basiertes SDR (Software Defined Radio) verfügen, könnte Apple ein und das gleiche Gerät an verschiedenste Kabel-/Satelliten-/Terrestric-Anbieter verbreiten. Selbst die für viele Receiver notwendige Keycards liessen sich heute mit einem solchen Modul implementieren.

Zusammen mit einer vernünftig großen Platte unter anderem auch für Time Machine könnte eine neue AppleTV sowohl klassische als auch Smart-TVs spielend ersetzen. Bei einem besseren Prozessor und einem vernünftigen GPU-Modul plus 802.11ac würde eine solche Settopbox+Console in vielen Haushalten sehr schnell die zentrale Mediensteuerung für die Familie.

4. Cloud und/oder Peer-to-Peer

Ist schon ein Receiver-Modul sehr unwahrscheinlich dürfte das ultimative Feature gänzlich undenkbar: Peer-to-Peer zwischen den Boxen. Sowohl aus Sicht der Kabelnetzbetreiber als auch aus Sicht der Kanäle hätte diese Funktion einen unbeschreiblichen Reiz. Die Last in den Netzen und die Kosten für die Einleitung in die Kabelnetze könnten rapide sinken, wenn die AppleTVs Medien über Torrent tauschen würden.

Programmiert sich ein Nutzer beispielsweise die Aufnahme eines Tatorts, dann könnten andere AppleTV-Nutzer später darauf zugreifen. Und selbst beim Kauf eines Filmes im Apple-Store könnte der Film statt durch das ganze Netz des Providers geleitet zu werden, könnte ein Nutzer um die Ecke, diesen gleich von seinem Nachbarn laden. Nur noch die Schlüsselverwaltung und das Tracking würde über die Apple-Server laufen.

Ein neuer Markt

Sollte Apple auch nur einige von den genannten Punkten umsetzen und am Dienstag ankündigen würden sie wiederum einen Markt komplett ändern können. Wie schon beim Markt der Mobiltelefone gibt es auch bei Fernsehern bereits die Klasse “Smart”. Und dennoch benutzen die User diese Funktionen kaum. Die meisten Smart-TVs sind bisher noch nicht mal an das Internet angeschlossen. Erst eine vernünftig zu bedienende Oberfläche kann daran etwas ändern. Alle anderen werden nachziehen und sicher wird eine Android-TV-Edition in fünf Jahren einen größeren Marktanteil haben als Apple. Das ändert aber nichts daran, dass die Apple-Nutzer fleissiger kaufen, fleissiger Surfen und fleissiger überhaupt.

 


Written by qrios

September 6th, 2013 at 1:08 pm

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