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amoklauf in nyc: dr. schweitzer vorläufig festgebissen [update]

11 Kommentare

In der Sache Dr. Eva Schweitzer gegen (einen) (zwei) alle (ausgenommen Malte) ‘deutschen’ Blogger beschliesst das Gericht, dass die Beweisaufnahme wieder eröffnet ist.

Es klang eigentlich wie ein Märchen:

  • Blogger ‘zitiert’ Qualitätsjournalistin,
  • Bodyguards dieser international agierenden, immer beschäftigten, in NYC auch wohnenden Frau verfolgen gnadenlos illegale Verwendung ihrer kreativen Arbeit,
  • treffen dabei aus Versehen den Falschen,
  • Größe zeigt Gnade,
  • lässt den kleinen Fisch ‘vom Haken’.
  • Und Alle so: Yeeaah!

Die gesamte Story war dann noch gewürzt von ‘gewissen’ Sticheleien, die es erst so richtig spannend machen, zu sehen, wie diese niedlichen Blogger, sich mit den wirklich Großen der Branche anlegen.

Der Vorwurf an die Blogosphäre steht im Raum: ihr seid keine Journalisten, denn sonst wüsstet ihr, dass man immer, immer, immer dem Opfer von Kritik Gelegenheit gibt, Stellung zu nehmen. (Aus meiner eigenen beruflichen Praxis weiss ich, dass man dies insbesondere bei kontroversen Aussagen tun sollte, manchmal aber auch mit einer gespooften Fax-Nummer macht.) Ergo seid ihr nur Schmierfinken. Schreibendes Präkariat gewissermassen.

Der Mob, das Präkariat, die Klowände und die Schlafanzüge

Spreeblick vorzuwerfen, sie hätte nicht bei Frau Schweitzer nachgefragt, entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik. Immerhin hatte ja ein Anwalt in ihrem Namen ein Schreiben rausgeschickt, ohne dass er oder Frau Schweitzer persönlich darum gebeten – oder auch nur nachgefragt - hatten, die unverhältnismäßig langen Zitate zu entfernen.

Aber immerhin: sie hat sofort reagiert und angekündigt, die Abmahnung zurückzuziehen. Laut Update beim Spreeblick geschah dies am Do irgendwann gegen 23:00. In einer Mail verkündete Eva Schweitzer, dass sie davon absehen würde die Forderung einzutreiben. Allerdings nutzte sie die Gelegenheit den Bloggern, die Erwachsenenwelt zu erklären (Mieten in NYC, Anwaltskosten, ‘Schleppnetzfahndung’ …).

Die Mail alleine scheint allerdings nicht vollkommen deutlich gemacht zu haben, worum es ihr wirklich geht. Dazu wurde dann im Laufe der Nacht, der taz-Blog benutzt. Der dortige ‘Blogwart’ ist auch so freundlich – zumindest zeitweise – die Kommentarfunktion so zu modifizieren, dass Kommentare nicht nach lifo oder fifo erscheinen sondern schlicht gar nicht.

Ein gewisser Johnny antwortete noch auf diesen Post, aber da war die Nacht an der Ostküste schon angebrochen. Und während sich alle Blogger in Deutschland – da, wo sich niemand traut, mit anderen zu reden – noch an ihren Bierflaschen festhielten, schlief Frau Schweitzer den Schlaf der Selbstgerechten.

Und nach allen Erfahrungen mit diesem Biest ‘Blogosphäre’ hätte man annehmen müssen, dass inzwischen irgendein guter Freund zu Frau Schweitzer gesagt haben würde: ‘Eva, soll ich dir mal einen Rat geben?’ Aber leider ist Frau Dr. Schweitzer ja in den Staaten und von allen guten Freunden offensichtlich verlassen. Denn am Abend des 30.10. veröffentlicht sie im taz-Blog die Fortsetzungsgeschichte von ‘Empires Strikes Back‘ mit dem passenden Titel ‘A New Hope‘.

Das Triptychon vollendet sie mit ‘All Good Things…‘ in dem sie – ganz Hollywood-like einen Ausblick auf ihren nächsten Scoop gibt. Allerdings scheint der Plot für die Blogosphäre eher irrelevant zu sein. Nachdem die Zeit und die taz ja demnächst keine Artikel mehr unter ihrem Namen veröffentlichen werden, könnte der Stern großes Interesse haben an: ‘einem Sexskandal [der] in der Bloggospäre handeln [soll], bei dem Nazis involviert sind, sowie hochrangige Personen aus dem Establishment‘.

Es soll Anglisten überlassen sein, die Wahl ihrer Titel als besonders sprühend zu klassifizieren und es ist Germanisten überlassen ihre sonstige Wortwahl als vielleicht feministisch-patriarchalisch zu bezeichnen. Ihre Ideen zur Monetarisierung ihrer Elaborate zeugen jedenfalls von einer überbordenden Kreativität. Nachdem das Mittel der Abmahnung bei nichtkommerziellen Blogs ja per se zum Scheitern verurteilt ist, schlägt sie als Ersatz Schwarzarbeit in Form von Apple-Support vor. So schön diese Idee auch war, wurde sie doch offensichtlich von vielen Bloggern als unmoralisches Angebot abgelehnt (man stelle sich eine Abmahnung vor, weil man Time Machine eingerichtet hat) .

Daher gibt es jetzt einen Vertrag zu Lasten Dritter: Jeder kann die Kasse von Frau Schweitzer auffüllen, indem er einfach eine Mail an Frau Dr. Eva Schweitzer schickt. Die Kosten übernimmt dann dieser ominöse Philipp (Nachname ist der Redakteurin nicht bekannt). Laut ihrer Aussage kommt er damit momentan noch billiger weg, als mit der Abmahnung.

Aber auch diese Idee ist selbstverständlich nur ein Scherz. Wie könnte auch nur irgendwer irgendwas von einer gewissen ‘Eva’ ernst nehmen.

Bildschirmfoto 2009-10-31 um 08.45.32

Im taz-blog können die Artikelautoren offensichtlich direkt auf Kommentare antworten und werden dabei nicht als die ausgezeichnet, die sie sind.

[Update]Fellow Passenger weist in seinem Blog auf einen interessanten rechtlichen Aspekt hin, den ich leider nicht verifizieren kann mir aber sehr plausibel erscheint: demnach könnte sie nur dann selbst abmahnen, wenn sie die alleinigen Verwertungsrechte nicht an die Zeit abgetreten hätte. Ich erinnere mich dunkel, dass der Kampf um diese Rechte ein immer wieder neu ausgetragener ist, den aber meistens die Verlage gewinnen.[/Update]


Written by qrios

October 31st, 2009 at 7:51 am

Posted in netzpolitik

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11 Responses to 'amoklauf in nyc: dr. schweitzer vorläufig festgebissen [update]'

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  1. Ich finde es unerträglich, wie in den blogs auf der Frau rumgehackt wird. Sie verdient mit ihren Texten Geld und wenn die geklaut werden hat sie Anspruch auf Schadensersatz. Dann soll man keinen blog schreiben, wenn man nicht mit den Konsequenzen umgehen kann.

    pilates

    31 Oct 09 at 9:47 pm

  2. Zwei Sachen habe ich nicht verstanden. Das eine ist die möglicherweise “feministisch-patriarchalische” Wortwahl Frau Schweitzers. Ist der Begriff nicht eine contradictio in adjecto? Das andere ist die Bildunterschrift. Besteht denn Grund zur Vermutung, daß die kursiv abgesetzten Textstellen etwas anderes sein können als Frau Schweitzers erstaunliche Anmerkungen zu den Kommentaren zu ihren ebenfalls erstaunlichen Ausführungen in ihrem taz-Blog?

  3. Sie klassifiziert ja die ‘Bloggosphere’ – übertragen – als Zusammenschluss unmündiger, männlicher Technikfreaks. An dieser Stelle folge ich Niggemeiers Einschätzung womit sie offensichtlich Schwierigkeiten hat.

    Ich bin es gewohnt, dass jedliche Kommentare mit einer Autorenschaft ausgezeichnet sind. Aber sie haben natürlich recht, es erschliesst sich an Stil und vor allem am Duktus schon beim Lesen der Kommentare, dass es sich nur um Frau Schweitzers Ausführungen handeln kann.

    qrios

    1 Nov 09 at 10:05 am

  4. Diese Meinung ist meiner Meinung nach genau der Grund für die Heftigkeit der Auseinandersetzung. Frau Schweitzers Texte wurden nicht geklaut. Sie wurden mit Quellenangabe verlinkt. Dabei wurden Absätze, die als Teaser gedacht waren, in zu großem Umfang (wenn ich mich recht erinnere 3 von 9 Absätzen) als Inhalt des Blogeintrags verwendet. Diese als Leseanreiz gedachten Auszüge sind letztlich unabhängig von den weiteren Ausführungen des “Opfers” (wie Hinweisen auf presserechtliche Gepflogenheiten) der Stein des Anstoßes. Auch innerhalb der kommentierenden Blogs erkennt man überwiegend an, dass Blogger “Phillip” hier einen Fehler gemacht hat. Aber zu keinem Zeitpunkt verfolgte er mit dem geistigen Eigentum der Journalistin kommerzielle oder schädigende Absichten, im Gegenteil. Dass sie bei der Wahl der Maßnahmen zur Durchsetzung ihres Rechts diesen Aspekt völlig (und später bewusst) ignorierte, hat Frau Schweitzer erst den Zorn der Community eingebracht.

    Sprachsynthese

    1 Nov 09 at 6:47 pm

  5. was mich interessieren würde ist vor allem, ob Frau Schweitzer überhaupt weiß wen ihr Anwalt denn so alles abmahnt. Möglicherweise führt ja auch der die Schleppnetzfahndung durch und sie weiß gar nicht, wen es da so alles erwischt. Nur so ein paar Gedanken aus aktuellem Anlaß…

    whoknows

    2 Nov 09 at 5:00 pm

  6. Das würde ich sogar vermuten. Irgendwo klang es so als ob sie das als Paket Schleppnetzfahnundung+Anwalt gebucht hat. Dafür müsste sie ja dann eine Vollmacht gegeben haben und dürfte tatsächlich nur sehr eingeschränkt über die Aktivitäten der Kanzlei informiert worden sein.

    qrios

    2 Nov 09 at 6:23 pm

  7. Nach Lektüre des fünften und sechsten (‘Möbchen’) blog-Artikels bei der taz zu diesem Thema und den Darstellungen über die eigentliche Quelle (tmz) ihres Artikels und der Erkenntnis, dass diese Altbaubewohnerin mit Tränengasallergie sich nicht entblödet ihr Buch bei Amazon selbst mit fünf Sternen zu bewerten, wurde meine ursprüngliche Meinung (s.o.) in ihren Grundfesten erschüttert. Wenn sie jemals wieder aus dem Adrenalin-Rausch erwacht wird sie sich bestimmt nie wieder eine Suchmaschine bemühen.

    Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass Frau Schweitzer in mehreren blog als Sockenpuppe kommentiert.

    pilates

    3 Nov 09 at 5:09 am

  8. Ja, das hat Frau Schweizer hier geschrieben. Das erscheint plausibel, ist aber meines Wissens bislang nicht von einer zweiten Quelle bestätigt.

  9. nach einem Blog in der SZ erhält Frau Schweitzer die Fundstellen zur Kenntnis, bevor der Anwalt tätig wird.

    http://blogs.sueddeutsche.de/schaltzentrale/2009/11/06/eva-schweitzer-zahlt-uberhaupt-nichts/

    aries

    6 Nov 09 at 5:43 pm

  10. (Leider bestätigen manche Kollegen, die sich in diese Sache hier einklinken, einige Klischees, die in der “Journalistenwelt” wohl offensichtlich über Blogger vorherrschen.) An diesem Punkt in deiner sonst sehr gelungen Zusammenfassung der Ereignisse (wolllte dir eigentlich nur ein Lob dafür aussprechen) schreibst du:

    “[...] Nachdem die Zeit und die taz ja demnächst keine Artikel mehr unter ihrem Namen veröffentlichen werden, [...]”

    …und verlinkst diesen Satz zu diesem Blog-Eintrag von Chris. Dort schreibt Chris bloß überhaupt nichts davon, dass die Zeit und taz “ja demnächst keine Artikel mehr unter ihrem Namen veröffentlichen” würden, sondern der Autor fragt sich lediglich offen:

    “[...] Ich frage mich außerdem, wie die ZEIT und die taz zukünftig verfahren, was eine Zusammenarbeit mit Frau Dr. Schweitzer angeht. [...]”

    Daraus dein obiges Faktum zu zimmern, ist in meinen bescheidenen Amateuraugen nicht nur grobst fahrlässig, sondern auch sehr gefährlich – sollte das von anderen Bloggern aufgegriffen und unhinterfragt verbreitet werden.

    Torsten

    8 Nov 09 at 4:09 pm

  11. Das ist ein Fragment, das eigentlich auf den Vorwurf an Niggemeier, dass er es dulden würde, dass seine Kommentatoren zu einer konzertierten Negativwertung bei Amazon aufrufen würden. Hab es dann aber nicht weiter ausgeführt.

    Tatsächlich frage ich mich (als ehemaliger Redakteur), wie ich auf ihr Verhalten reagieren würde. Da ich allerdings einen klaren Standpunkt zu dem ganzen Vorgang habe, komme ich leider nicht zu einer unvoreingenommenen Vorhersage.

    Die vielen Drohungen von Kommentatoren bestehende oder geplante taz-Abos nicht zu verlängern oder abzuschliessen, werden ja eben abgegeben um den Redaktionen Angst zu machen. Auch, wenn die meisten Kommentatoren sich sicher nicht vorstellen können, dass dies ein sehr stumpfes Schwert ist.

    qrios

    8 Nov 09 at 4:39 pm

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