google vs. apple – die schlacht beginnt
Gestern saß ich noch mit @mspro und @343max im Oberholz und sprach unter anderem über das iPad, Google und den ganzen Rest. Kurz zuvor hatte ich den letzten Artikel von mspro über Google gelesen und interessiert die Diskussion über den klassischen Herrschaftsbegriff verfolgt. Auf dem Weg zum Oberholz hörte ich mir die erste halbe Stunde der letzten Ausgabe Lieblingspodcasts (unter anderem mit Max) an, in dem es eigentlich nur um das iPad, dessen Erfolgsaussichten und die mögliche Zeitenwende der IT ging.
Dabei fiel mir ein Punkt ein, der noch vor einem Jahr nur für sehr wenige überhaupt auch nur denkbar war: Microsoft spielt keine Rolle mehr. Ich erinnere mich dunkel, dass Tim Pritlove vor einem halben Jahr in Bezug auf Windows Mobile meinte, Microsoft sei out. Es würde in Zukunft keine Rolle mehr in diesem Sektor spielen. Nun sagt Tim das auch schon eine ganze Weile von Nokia und manchmal denkt man, er würde – trotz all seiner Kritik an Apple – in seinen Prophezeiungen lediglich seinen Wünschen Ausdruck verleihen.
Schaut man sich die Ereignisse des letzten Monats an fällt aber auf, dass Microsoft tatsächlich nicht mehr auftaucht. Nur ein überdurchschnittliches Quartalsergebnis sticht heraus. Und obwohl das Ergebnis noch mal wesentlich besser ist als Apples überdurchschnittlicher Umsatz und Gewinn bleibt dieser Fakt in den Medien blass im Vergleich zum Erstaunen der Branche über Apple. Jobs findet es sogar berechtigt, seine Firma als weltweit größte Mobile Company zu bezeichnen. Im Vergleich zu Nokia und Sony zum Beispiel. Nicht zu Microsoft.
Die öffentliche Wahrnehmung beschäftigt sich in letzter Zeit nur mit Google und Apple. Und hier wird es plötzlich sehr spannend. Denn beide Firmen stehen für eine gradezu klassische Auseinandersetzung. Ihr Verhalten im Markt und in Bezug auf ihre Kunden ist diametral verschieden. Das Konzept Offenheit auf der einen Seite und Geschlossenheit auf der anderen.
Es handelt sich um einen gigantischen Kampf. Im Bewusstsein der Massenmedien ist das noch nicht angekommen. Denn weitgehend unbekannt ist zum Beispiel noch die Aussage von Jobs, die er kurz nach der Vorstellung des iPad auf einem internen Mitarbeitermeeting machte: “Don’t be evil is a load of crap”. Er stößt ins gleiche Horn, wie der Spiegel mit seiner Titelausgabe. Und letztendlich kann man vermuten, dass er der Diskussion um die Präsenz amerikanischer Firmen auf dem chinesischen Markt den Wind aus den Segeln nehmen will. Denn auch Apple müsste natürlich auch Filtersoftware installieren, wenn die chinesische Regierung dies verpflichtend vorschreiben würde. “Think different” war gestern.
Ich würde den Unterschied der Firmenstrategien etwas anders darstellen. Als naturwissenschaftlich interessierter Beobachter kann man Apple als mechanistisch und Google als systemisch bezeichnen.
Apple geht davon aus, dass es für jedes Produkt eine optimale Erfolgsformel gibt. Das bedeutet, dass man nach Möglichkeit jegliche Störgrößen – intern, wie extern – eliminieren muss. Dort, wo man externe Einflüsse nicht vollkommen unterbinden kann, muss Apple daher restriktive Gatekeeper installieren, wie zum Beispiel bei der Zulassung von iPhone-Programmen. Und wer an eine allein selig machende Formel glaubt, muss um so mehr Angst vor dem Raub dieser Formel haben. Geheimniskrämerei ist in einem solchen Weltbild zwingend notwendig.
Google lebt demgegenüber von der Qualität, der Quantität und der Interpretation seiner Daten. Die Firma weiss, dass es sich beim Netz und damit bei ihrem Markt um ein dissipatives, selbstorganisierendes System handelt. Mit jedem neuen Angebot wird dieser Markt umgestaltet. Mit jedem Klick auf einen Link eines Google-Nutzers verändert sich die Welt und damit Google selbst.
Für beide Firmen steht am Anfang immer die Frage: Was möchte unser Kunde? Der Weg zu einer Antwort auf diese Frage stellt sich allerdings für beide Firmen vollkommen anders dar. Apple konstruiert dutzende Versionen eines Produktes im Giftlabor und veröffentlicht nach jahrelanger Entwicklungsarbeit eine davon mit einem Paukenschlag. Immer in der Gefahr, dass die Kunden und/oder die Medien dieses Produkt ablehnen. Auch für Google besteht diese Gefahr. Allerdings veröffentlicht es ein Produkt schon in einer sehr viel früheren Phase. Denn die Kunden und damit der Markt möge doch bitte Einfluss auf die Entwicklung des Produktes nehmen.
Wenn diese beiden Firmenphilosophien aufeinander treffen muss es früher oder später zu einem Clash kommen. Denn das Konzept von Apple ist offensichtlich zumindest kurzfristig erfolgreich. Jeder Prozentpunkt Apple-Marktanteil mehr wird allerdings in Zukunft schon bald zu einer Einschränkung der Handlungsfreiheit von Google führen. Noch findet man auf dem iPhone zwar Google-Maps aber schon jetzt ist absehbar, dass Apple zum Beipiel an lokalisierter Werbung verdienen möchte. Die Ablehnung der Google-Voice-App ist ein weiteres Indiz für die aufziehenden Wolken. Mit Android und Chrome-OS greift Google Apple direkt an. Da sind Designstudien von Tablets unter ChromeOS nur ein weiterer logischer Schritt.
treffend auf den punkt gebracht, aber lange kann die schlacht ja nicht dauern, jobs bleibt doch garantiert nicht mehr als wenige jahre an der spitze von apple.
csvcvs
2 Feb 10 at 11:22 pm
Letztlich wollen doch beide Firmen bzw. die Eigentümer nur möglichst viel Geld verdienen. Da ist es doch eigentlich egal, welchen Weg sie dazu beschreiten. Und ausserdem bleibt es doch jedem Kunden überlassen ob er wirklich Kunde werden will, oder ob er lieber ein WiMo oder Symbian kauft.
beta
3 Feb 10 at 3:07 pm