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climategate – meine schonfrist für wissenschaftler ist abgelaufen

5 Kommentare

Jemand bricht in den/die Computer der Climatic Research Unit der University of East Anglia ein. Der Ungenauigkeit halber handelt es sich um einen Hacker. Tatsächlich ist es eher ein Cracker und eigentlich ist es sogar ein Whistleblower. Dieser Jemand stellt die Daten danach anonym als Zip-Datei unter dem Namen ‘FOI2009.zip’ in ein Forum. Nach wenigen Stunden findet sich die 60 MByte große Datei auf Torrent-Servern und bei Rapidshare.

Wie aus dem Hockeyschläger ein Bumerang wurde.

Ausgepackt enthält das anonyme Paket größtenteils unsortierte Dokumente und nach Zeit sortierte Abzüge eines Mailservers. Sehr schnell fällt auf, dass die Inhalte nicht gezielt aufbereitet wurden. Sie sind nicht thematisch oder irgendwie sonst sortiert. Nach meiner Erfahrung mit Fileservern würde ich sagen, dass da jemand relativ unkoordiniert Dinge aus unterschiedlichen Unix-Userverzeichnissen kopiert hat. Im Hauptverzeichnis befinden sich jedoch wild gemixt Dateien, die aus mehreren Verzeichnissen zusammengesammelt worden sein müssen (PPT, PDF, DOC, WordPerfect … von WindowsNT, 2000 und Mac). Dieser Jemand hat Dokumente aufbewahrt und die Arbeitsverzeichnisse und die Mails dann zusammen in ein Verzeichnis gepackt, um sie gezielt an die Öffentlichkeit zu bringen.

Er oder sie muss sich der Problematik seines Tuns bewusst gewesen sein. Warum?

  • An erster Stelle steht die Tatsache, dass er das Verzeichnis ‘FOIA’ genannt hat. Dieses Akronym zielt auf den Freedom of Information Act – den es auch im Vereinigten Königreich gibt . Er ist also offensichtlich der Meinung, dass die wissenschaftliche Kommunikation (zumindest) dieser Wissenschaftler der Allgemeinheit zur Verfügung stehen sollte.
  • An nächster Stelle muss man feststellen, dass (nach erster, zweiter und dritter Sichtung) private Informationen nicht zu finden sind; keine Jokemails, keine Spams, keine wieviel-muss-ich-im-nächsten-jahr-verdienen-um-zu-….xls.
  • Und schlussendlich kommt man nicht umhin, festzustellen, dass er/sie offensichtlich bewusst auf jede Manipulation verzichtet hat. Jegliche Interpretation des Materials wird dem Betrachter überlassen.

Alle drei Punkte sind an sich problematisch. Sollten die Wege, auf denen Wissenschaftler zu ihren Elaboraten gelangen publik sein? Sind diese Wege nicht eigentlich ihre Privatsache? Wer garantiert mir die Echtheit des Materials?

Zumindest die letzte Frage haben einige der betroffenen Wissenschaftler selbst beantwortet. Laut ihrer Aussagen wurden keine Manipulationen an den Texten selbst vorgenommen. Kritisiert wird allerdings, dass die Materialien nicht zur Veröffentlichung gedacht waren und gleichzeitig, dass nicht die gesamte Mailkorrespondenz veröffentlicht wurde.

Dies alles sind jedoch nur Scharmützel am Rande. Denn, dass jeder jederzeit damit rechnen kann und muss, dass zu seiner Lebzeit oder später alles was er geschrieben hat, veröffentlicht werden kann, sollte bekannt sein. Und wir reden hier nicht über die SMS von zwei hormongesteuerten Turteltäubchen. Wir reden über das größte Bedrohungsszenario seit der Erfindung der Atombombe. Wir reden darüber, dass ein signifikanter Teil der Wissenschaftler, die für uns die Temperaturdaten der letzten Jahrtausende erfassen und aufbereiten sollen grob fahrlässig arbeiten.

Aus den Mails geht hervor, dass sie Wege suchten, Informationen vor der Öffentlichkeit zu verschleiern. Aus den Mails geht hervor, dass sie sich dieser Tatsache bewusst sind. Phil Jones schreibt an Michael E. Mann, Raymond S. Bradley und Malcom K. Hughes:

Don’t any of you three tell anybody that the UK has a Freedom of Information Act!

In anderen Mails wird dazu aufgefordert die Korrespondenz zu löschen und es wird diskutiert, wie man die Universität dabei unterstützen könnte, eine im Mai 2008 von einem gewissen David Holland geforderte Freigabe von Dokumenten nach Informationsfreiheitsgesetz zu verhindern. Tatsächlich hat die Universität diesen Anspruch kurz danach abgelehnt.

Sieht man sich dann die Daten selbst und vor allem den Umgang dieses Instituts damit an, wird recht schnell deutlich warum Caspar Ammann von der University Corporation for Atmospheric Research (UCAR)  meint:

Oh MAN! will this crap ever end??

Denn selbst im Haus gab es mindestens einen Kritiker, der die absolute Unprofessionalität bei der Verarbeitung der Daten bemängelt hat: HARRY_READ_ME.txt. Und was man hier zu lesen bekommt ist wirklich haarsträubend. Unorganisierte Aufbereitung der Daten trifft auf dilettantische Programmierung. Für einen ersten Einblick genügen die Ausführungen in diesem Forum.

Von einer Verschwörung aber ist weit und breit nichts zu sehen. Ein halbes Dutzend unfähige Wissenschaftler okkupieren die öffentliche Meinung mit einem Untergangsszenario und damit das nicht auffliegt manipulieren sie Daten und diskreditieren Kritiker als Verschwörungstheoretiker. Nicht anders ist es in Welt in Angst beschrieben. Und nicht anders ist es bei der kalten Fusion gelaufen und nicht anders lief es bei dem Stammzellenguru aus Korea. Dass es diesmal etwas länger dauert liegt einfach nur daran, dass die Gruppe der Experten kleiner ist und dass die etablierten Wissenschaftler ein Forum wie das IPCC haben und die wichtigsten Peer-Review-Prozesse beherrschen.

Dass es hier für die Wissenschaftler um viel Geld geht zeigt die Tabelle ‘tims contracts.xls’, die darstellt, das Tim Osborn (einer der eher unwichtigen Wissenschaftler am CRU in der Zeit von 1994 bis 2007 direkt oder indirekt für die Einwerbung von 1 Mio Pfund als Drittmittel verantwortlich zeichnete.

Selbst wenn – was ich absolut nicht ausschliesse – die These von der Hockeyschlägererwärmungskurve korrekt ist, wurden die Klimaforscher bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit um Jahre zurückgeworfen.

Die einzige Schlussfolgerung aus den Fundstücken kann nur Transparenz sein. Denn warum sollte es für Wissenschaftler nicht möglich sein, ihre Korrespondenz publik zu machen, während es für die Mitarbeiter des Weissen Hauses zwingend ist?

Weiterlesen bei:

Nachtwächter-Blah: Climategate – Klimagate

infowars: Dreiste Manipulation der wichtigsten Temperaturdaten zur Welttemperatur nicht mehr auszuschließen: Climategate – Klimagate

Alles Schall und Rauch: Die ersten Politiker verlangen eine Untersuchung der Klimadatenfälschung

So Halt: Klimawahnsinn: Britische Climatic Research Unit gehackt

Alleged CRU Emails – Searchable

Climate Audit: CRU Correspondence

 


Written by qrios

November 24th, 2009 at 1:23 am

Posted in netzpolitik,science

5 Responses to 'climategate – meine schonfrist für wissenschaftler ist abgelaufen'

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  1. das geschreib der wissenschaftler finde ich ja besonders lustig. diebstahl! straftat! ich würde gerne mal wissen, wie die sich freuen würden, wenn ‘private’ informationen der vielbeschriebenen lobbyindustrie, die ja wohl die kritiker bezahlen soll (ich persönlich habe noch keinen cent gesehen) öffentlich würden.

    beta

    24 Nov 09 at 1:45 pm

  2. Ich habe den Eindruck, dass insbesondere auf der Seite der Wissenschaften mit sehr viel Demagogie gearbeitet wird. Allein schon die Begriffe Klimaskeptiker und -leugner sind eine Frechheit und disqualifizieren jeden Wissenschaftler als solchen. Denn sie sind nicht dazu gedacht eine offene Diskussion über die Fakten zu führen sondern einzig den “Gegner” zu diffarmieren. Ich glaube nicht, dass es irgendwen auf der Welt gibt, der skeptisch ist, dass es ein Klima gibt oder dies gänzlich in Abrede stellt. Statt dessen baut eine Riege, die sich untereinander die staatlichen Forschungsgelder zuschiebt einen Hochsicherheitstrackt auf, der die gesamte Politikerkaste und alle Medien gefangennimmt und das Volk sind die Geiseln. Man muss sich nur mal diese Liste der Drittmittel ansehen. Diese Millionen kommen nur zu einem geringen Teil aus privater Hand. Es sind fast immer andere staatliche Institute.

    pLaCeBo

    24 Nov 09 at 2:21 pm

  3. Sehe mir auch grade die fortran-Codes an und muss feststellen, dass die mal jemand hätten ranlassen sollen, der sich auskennt. das ist kein Code, das ist Shit! Selbst mein Basic-Code auf meiner Dose von vor 20 Jahren sah sauberer aus. Insbesondere frage ich mich, wie jemand auf der Basis von Code ohne Versionskontrolle, ohne Testroutinen und Dokumentation valide und reproduzierbare Ergebnisse erreichen will. Es gibt mehrere Scripte, die sogar in den ausgegebenen EPS-Daten von gnuplot noch rumschreiben. Alle Ergebnisse müssen weggeschmissen werden und die Rohdaten müssen einer OS-Gemeinde zur Verfügung gestellt werden.

    klimates

    24 Nov 09 at 2:40 pm

  4. Wenn man sich die Ausführungen in HARRY_READ_ME.txt ansieht scheinen sie ja schon erhebliche Probleme mit der bloßen Frage zu haben, von welcher Station bestimmte Daten kommen. Ausserdem gibt es offensichtlich erhebliche Lücken in den Datensätzen. Wobei an mehreren Stellen unklar ist, warum bestimmte Daten in abgewandelter Form in verschiedenen Datenbanken vorliegen.

    qrios

    24 Nov 09 at 4:59 pm

  5. Mich würde ja interessieren, was man alles bei Ihnen finden würde, wenn man Ihre privaten Mails veröffentlichen würde. Ich enthalte mich jetzt mal entsprechenden Vermutungen.

    M.

    24 Nov 09 at 9:17 pm

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