Un-heimliche Entwicklungen
In den USA taucht in letzter Zeit das Thema Ad-Targeting verstärkt auf. Unter anderem schreibt das WSJ einen ausführlichen Artikel über die Funktionsweise von Targeting und die Federal Trade Commission sieht sich genötigt, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Wer schon länger in der Online-Branche arbeitet kennt Firmennamen wie Net Percetpions, Wunderloop (the company formerly known as 7d) und nugg.ad (grade von der Deutschen Post gekauft). Alle beschäftigen sich – oder taten dies – mit “Behavioral Targeting”. Neu hinzugekommen ist das sogenannte Retargeting (hier regt sich Wiederstand dagegen). Im Kern geht es darum aus dem bekannten Verhalten des speziellen Nutzers und aus dem Verhalten aller anderen Nutzer Echtzeitempfehlungen an Serverapplikationen zu geben.
Die einfachste Empfehlung könnte zum Beispiel sein: zeige diesem User jetzt die Werbung von Nike, weil er diese noch nicht gesehen hat. Eine komplexere Empfehlung wäre beispielsweise: zeige dem User die Online-Pokeranzeige von Firma XY mit der leichtbekleideten Frau, da er Nachmittags in seinem Büro immer erotische Seiten aufruft und neulich schon einmal auf eine Werbung für ein kostenloses Pokerspiel geklickt hat.
Das Problem an dieser Form der Werbung ist, dass sie bisher für das breite Publikum vollkommen intransparent ist. Die normalen User finden es – so es ihnen denn überhaupt auffällt – einen lustigen Zufall, dass sie jetzt schon zum dritten mal die Zalando-Werbung mit den immer gleichen Schuhen sehen. Wenn man ihn dann mit der Funktionsweise konfrontiert, fällt er meistens aus allen Wolken.
Für mich ist die Tatsache, dass es so viel Unwissenheit auf der Nutzerseite gibt, eigentlich ein deutliches Indiz dafür, dass es ein berechtigtes Interesse der Branche gibt, die Verfahren zu verstecken. Und deswegen unterscheiden sich die Anbieter aus meiner Sicht auch nicht von Spammern. Die logische Forderung ist daher Opt-In für alle Datensammler und -verwerter. Alles andere ist bewusster Betrug.
Hat nicht eigentlich jeder Web-Browser per default einen Ad-Blocker drin. Ich hab echt lange keine Werbung mehr gesehen. Wusste gar nicht, dass man darauf noch ein Geschäft drauf gründen kann, oder sind die alle pleite gegangen weil die Blocker einen großen Teil der Aufrufe ausmachen?
betamann
9 Sep 10 at 10:31 pm
Unter http://t3n.de/news/untersuchung-viel-geld-verlieren-webmaster-adblocker-279287/ gibt es eine Untersuchung über die Verbreitung und die Ausfälle durch Ad-Blocker.
qrios
12 Sep 10 at 8:25 am
hier ist auch ein interessante auseinandersetzung mit dem thema von jemandem, der in dem bereich offensichtlich sein geld verdient und die entwicklung trotzdem kritisch beleuchtet: http://www.geld2null.de/2010/09/wie-viel-geld-verlieren-webmaster-durch-adblocker/
macs
12 Sep 10 at 8:57 am