Archive for the ‘netzpolitik’ Category
klassenkampf: taz vs. blogger
Eben saß ich noch mit @alles_anders im schönen Kreuzberg und gemeinsam entwickelten wir eine tolle Idee, wie man Blogger und Journalisten finanziell in die nächste Ära beamen könnte. Wir dachten eher mehr an Donations und Micro-Micro-Payment und eher weniger an Juristen und Inkassounternehmen. Aber zu zweit sieht man ja bekanntlich besser. Insofern überrascht es nicht wirklich, dass der Anwalt von E va C. Schweitzer – unter Beihilfe eines Unternehmens, dass Duplikate im Netz sucht (es handelt sich nicht um Google!) – auf die Idee der Abmahnung eines Bloggers wg. Zitaten kommt. Die Autorin reit sich ein, in eine illustre Gesellschaft, deren Mitglieder mit hoher Wahrscheinlichkeit bereuen, ohne formalen Antrag aufgenommen worden zu sein.
Natürlich handelt es sich auch bei diesem Thema um ein Lemma, das nicht relevant ist. Die Blogger – und somit auch ich – und insbesondere die A-Blogger – und somit ich nicht – verwenden eine verhältnismässige Bagatelle um den klassischen Medien zu beweisen, welche Macht sie haben. Sie haben eine ausgezeichnete Spürnase, welche Topics, grade relevant (sic!) sind. Vereint mit den Suchmaschinen, den Trackbacks, den Kommentatoren und den Tweets (der Artikel wurde nach einer Stunde schon mehr als 1000 mal getweetet) zwingen sie die Etablierten (egal ob Medien oder Unternehmen), defensiv zu reagieren.
Denn bisher hat noch niemand die Macht der Blogger akzeptiert. Dabei wäre es so einfach: taz bezahlt die Forderung von 1200 Euro und Anwalt verzichtet – ob seiner Unfähigkeit – auf seine Kostenerstattung.
Alles andere wäre dumm.
das ende der wikipedia, wie wir sie kennen
Langsam aber sicher wenden sich die Netzaktiven von der deutschen Wikipedia ab. Tim Pritlove hatte zuletzt in seinem Podcast CRE125 das Relevanzthema und fefe nimmt sich dem Thema Wiki-Blockwarte an. Ich selbst hatte zu diesem Thema meine letzte Auseinandersetzung mit den Admins wg. Garrett Lisi, der zwar in der englischen Wikipedia auftaucht aber nicht in der deutschen. Das Ende meiner Beteiligung war gekommen als ich merkte, dass Rupert Ursin am liebsten über sich selbst schreibt als über seine wissenschaftliche Arbeit unter Zeilinger.
Via twitter kam jetzt die logische Konsequenz:
wenn es auf dem #26c3 einen wikipedia-stand gibt, werde ich ihn zuerst anzünden und dann gibt es eine löschdiskussion. (via @yetzt)
Einen guten Start für eine Veränderung der deutschen Wikipedia liefert Aggregat7 in dem Artikel ‘99% aller Deutschen sind irrelevant‘. Meine Hoffnung, dass sich an den Zuständen innerhalb der Wikipedia etwas ändert sind allerdings sehr gering. Ich vermute, dass die Aufgabe der Wikipedia in Zukunft durch etwas neues erfüllt wird. Nach meiner Meinung wird Wikipedia durch ein Tool basiert, dass auf Wave aufsetzt und sich konsequent der Strategie verschreibt, dass alle Inhalte prinzipiell erlaubt sind (ausser denen, die per Gesetz verboten sind).
[Update] Der Verein Wikimedia Deutschland lädt für den 5.11. in Berlin zu einer offenen Diskussion ein. Dieses Gesprächsangebot an die Kritiker hat mich zwar sehr überrascht, aber ich finde es ausgezeichnet und bin gespannt, wie die Veranstaltung wird. [/Update]
cre 135 ‘mut zur freiheit’ – juli zeh und ilija trojanow
Tim Pritlove hat sich entschieden, auch beim letzten (nein, nicht der Letzte) Podcast vom Choas Radio Express ein Thema zu wählen, dass mehr mit der Gesellschaft und nur am Rande mit Technik, Computern und Internet zu tun hat. Herausgekommen ist ein wirklich unterhaltsamer und informativer Podcast. “Mut zur Freiheit” führt bestimmt dazu, dass Angriff für die Freiheit sich noch besser verkauft. Zu recht!
piratenpartei – was für ein schlussspurt!
Sixtus zwitscherte noch zehn Tage vor der Wahl: “Prognose: Sollten die #Piraten bei 0,4% landen, werden sie @saschalobo oder die #taz verantwortlich machen, statt der eigenen Dämlichkeit.” (Was ja eigentlich nicht wirklich eine Prognose ist, sondern nur eine Prophezeiung. Aber hey, mit ‘Prophezeiung’ hätte es nicht mehr in einen Tweet gepasst.) Sascha Lobo setzte einen Tag später noch nach: “Meine schönste Gemeinsamkeit mit der Piratenpartei: Wir geben uns gerade beide Mühe, dass möglichst wenig Leute sie wählen.” (Weniger Zeichen, besser für retweets geeignet.)
Fünf Tage vor der Wahl sieht die Welt anders aus. Die A-Blogger halten sich auffallend zurück. Kein Piratenbashing mehr. Aber viel erstaunlicher ist das Verhalten der Meinungsmedien. Seit Samstag hagelt es Artikel über die Piraten. Und diese Artikel sind – gelinde gesagt, zumindest – objektiv. Sie sind sogar wohlwollend. Ja, sie sind sogar differenziert.
Den Einstand, und damit auch gleich den Ritterschlag, machte Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der FAS. Und so ein furioser Titel: “Die Revolution der Piraten“. Der ganze Artikel ist ein Kotau vor den Nerds – nicht ohne Ironie-Tags. Der Nerd, der dafür verantwortlich ist, dass die Welt so funktioniert, wie sie funktioniert (ähm, wenn sie funktioniert, wenn überhaupt jemand weiss, wie sie funktionieren sollte, …) fehlt in der Betrachtung dieser Welt und Beachtung durch diese offensichtlich. Schirrmacher vermutet “Ein großer Fehler, wie wir womöglich bereits nach der Bundestagswahl bemerken werden.”
Alle Piraten-Sympathisanten-Anhänger-Wähler mussten sich ja eigentlich schon gebauchpinselt fühlen nach den Ausführungen der Sueddeutschen zwei Tage nach der Demo. Aber es kam noch besser. Auch die Zeit versuchte sich an der Frage, ob die Piraten ein Phänomen sind. Leider scheitert sie daran. Denn die Frage, “… wen wählt man, wenn man seine Stimme der Piratenpartei gibt?” muss sie leider unbeantwortet lassen. Zu sehr ist ihr Blick auf die Altparteien gerichtet. Selbst die rhetorische Frage unter dem Bild von Getty “Viele Wähler fragen sich, wer sich hinter Maske und orangem Tuch wirklich verbirgt” beantwortet sie natürlich nicht. Wie auch, sie ist ja selbst auch nicht daran interessiert.
Das Handelsblatt meint lakonisch: Die Piraten kommen. Und liefert so nebenbei den umfassendsten Artikel zur Piratenpartei ab. Über das tolle Zitat von @343max “Ihr werdet euch noch wünschen, wir wären politikverdrossen” kommt das Holtzbrinckblatt bei soviel Dialektik mit den Prognosen etwas durcheinander und weiss nicht, ob die Piraten 0,5% erreichen um die Kostenpauschale für die Wählerstimmen zu bekommen oder doch die 5%-Hürde knacken.
Auch die taz springt über ihren Schatten und hat in der Samstagsausgabe im Interview mit Harald Welzer und Claus Leggewie eine positive Note über die Piratenpartei gedruckt. Zwei Tage später spendiert Felix Lee der Piratenpartei sogar ein Regierungsprogramm.
Nach all den absichtlichen oder auch nur empfundenen Anfeindungen, ist es wohl für viele eine besonders große Freude, wenn ausgerechnet das ZDF, dass mit Sixtus vs. Lobo diejenigen hostet, die sich einen besonderen Spass daraus gemacht haben, die Piraten zu piesacken, sich im heute journal drei Minuten Zeit nimmt, die Piratenpartei ohne Häme darzustellen. Auch, wenn, naja, lassen wir das …
Wie gesagt, WAS FÜR EIN SCHLUSSSPURT!
kritik an taz-artikel
In den Kommentaren zum heutigen Artikel der taz über das Regierungsprogramm der Piratenpartei (Autor: Felix Lee) hat Julia Seeliger geschrieben:
Dieses Gebashe ist mir langsam zu blöd, Leute. Belegt, wo die anderen Texte unsachlich waren. Das ist bisher aber nicht geschehen, sondern man erging sich in persönlichen Angriffen, die sich an mir und meiner Parteimitgliedschaft aufhängten.
Bitte fundiert kritisieren und mal nachdenken, was die Rolle von Journalisten ist.
Ich komme der Bitte nach und befasse mich am besten mit dem ersten Artikel. Mit dem alles begonnen hat.
Meine Kritik an dem taz-Artikel “Zukunftschancen der Piratenpartei: ‘Wir glauben an die fünf Prozent’” von Julia Seeliger
übersehen: Chaosradio Express 133 behandelt die piraten (die richtigen mit augenklappe)
Den CRE133 über die Piraten habe ich vollkommen verpasst und höre ihn grade jetzt erst. Sehr interessant insbesondere die genossenschaftlichen Aspekte.
Und Alle so Yeaahh!
Der erste Flashmob, der mir wirklich gefällt. Frau Merkel ist anfangs wirklich irritiert und offensichtlich wusste sie nichts davon.
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warum werte wertlos sind
Disclaimer: Ich bin parteilos. Wenn ich mich über die Piratenpartei äussere, dann tue ich dies als Privatperson.
Warum – nach meiner Meinung – die A-Blogger die Piratenpartei mit Schmutz bewerfen, habe ich ausführlich dargestellt. Aber das erklärt noch nicht, warum die Piratenpartei anscheinend generell ein beliebtes Ziel für sich-mit-den-Worten-ihr-seid-$beliebige_Beleidigung-und-deswegen-unwählbar-trollende sind. Insbesondere dieses “unwählbar” schmerzt viele Piraten und Anhänger verständlicherweise. Dies umso mehr, da die Forderungen der Piratenpartei doch breiter Konsens ist.
Verhinderung des Überwachungsstaates, Ablehnung von Internetzensur und Transparenz bei politischen Entscheidungen (mein Lieblingsthema) sind bei vielen Nutzern des Netzes (zumindest jenen, die wissen was ein Blog ist und Proxy nicht für eine Comic-Figur halten) zumindest diskutabel. Bei den meisten wird man mit diesen Forderungen offene Türen einrennen.
warum die piratenpartei von den a-bloggern gedisst wird
Für einen Augenblick sah es nach der Demo “Freiheit statt Angst” 2009 so aus, als wäre alles wieder gut zwischen der obersten Liga der deutschen Blogger-Szene (‘A-Blogger‘) und der Piratenpartei. Verbunden durch die unglaublichen Vorfälle am Rande der Demo gab es gemeinsame Forderungen nach einer eindeutigen Kennzeichnung von Polizisten, gemeinsam wurde das Thema in die Massenmedien gebracht.
Schon weniger als eine Woche später gibt es nur noch Gülle und Giftspritzen. Der Anlass ist ein Interview den der stellvertretende Vorsitzende der Partei der ‘Jungen Freiheit’ gegeben hat. Ein Blatt, dass mir auch schon mal im Zusammenhang mit irgendeinem Skandal über den Weg gelaufen war, dessen Namen ich gleich wieder vergessen hatte. Vielleicht weil er mich zu sehr an die Junge Welt erinnerte. Der Inhalt des Interviews, ist ungetadelt und spielt bei der gesamten Diskussion offensichtlich keine Rolle.
piraten im sumpf [aus dem google-cache]
Die Piratenpartei hat nun also nicht nur einen Kinderpornobesitzer in ihren Reihen sondern gleich auch noch einen Holocaustleugner? So klingt es zumindest wenn man ‘Quo vadis Piratenpartei‘ von F!MBR liest. Darin wird der eben auf dem Bundesparteitag als Ersatzrichter gewählte Bodo Thiessen zitiert. Aus den Zitaten geht allerdings eindeutig hervor, dass er glaubt, dass ein Tabu eine echte Auseinandersetzung mit einem Thema verhindert. Eine Einschätzung, der ich mich uneingeschränkt anschliessen kann. Es geht an keiner Stelle seiner Ausführungen hervor, dass er meint, der Holocaust hätte nicht stattgefunden. Einen guten Kommentar zu der Debatte hat @mspro geschrieben.
Aber, wenn schon der Vorwurf der Kinderpornographie die Partei nicht ausreichend schädigt vielleicht hilft ja der Nazivorwurf. Denn, “Kein Rauch ohne Feuer“.