privacy – habt euch nicht so, oder wie?
Mitten im Netz tun sich tiefe Gräben auf. Auf der einen Seite steht der CCC mit Frank Rieger und Constanze Kurz und auf der anderen Seite Blogger wie mspro und holadiho. Ihr Schlachtfeld ist die FAZ. Gekämpft wird um die Hoheit über den Datenluftraum.
Es sah nach dem letzten Buch (Payback) vom Mitherausgeber der FAZ Frank Schirrmacher noch so aus, als ob die Fronten deutlich zwischen Offline und Online verlaufen müssten. Nun wird deutlich, dass dieser Diskurs auch die Netzgemeinde spaltet. Die grundsätzliche Frage steht im Raum: Sind unsere Daten ein schützenswertes Gut?
Die Position des CCC ist in dieser Frage eindeutig: die Hoheit über die Daten muss in jedem Fall der Verursacher haben. Staat und Wirtschaft sollten darauf nur mit expliziter Genehmigung und nur für eindeutige Zwecke Zugriff haben. Der CCC-Standpunkt hat sich über die Jahrzehnte seines Bestehens nicht verändert.
mspro: Die Daten sind nicht schützbar, wir sollten das akzeptieren.
Die Position von mspro ist (wie immer) radikal: ein umfassender Schutz ist nicht möglich und das ist auch gut so. Jedes Datum wird früher oder später mit anderen Daten verknüpft werden. Und wir haben keine Ahnung welche Methoden in Zukunft verwendet werden können jede vorhandene Information aus einem Datum zu extrahieren. Wir sollten uns damit abfinden und die dadurch stattfindende Änderung der Gesellschaft aktiv betreiben. (Er sagt das etwas verschwurbelter, aber das ist glaube ich der Kern. Und prompt watscht ihn Donald von Soundso mit dem Hinweis ab, dass es einen Unterschied zwischen Tonscherben in einem verschütteten Herd und Tonscherben in einer verschütteten Müllgrube gäbe – oder so.)
holadiho: So viel findet man in den Daten gar nicht.
Eine etwas andere Richtung schlägt Stefan Noller in seinem Blog beimnoller ein. Und es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn er die Algorithmen entmystifizieren will, die für die ‘Anreicherung’ von Daten verwendet werden. Denn sein job ist es, Kunden davon zu überzeugen, dass mittels dieser Algorithmen eine höhere Wertschöpfung (‘Conversion’) mit Online-Werbung erzielt werden kann. Er ist immerhin Chef einer Firma, die als eine der erfolgreichsten im Bereich Behavioral Targeting gilt. Dafür fängt er sich postwendend eine Watsche von Hal Faber ein.
Ihre Standpunkte unterscheiden sich wesentlich bei der Frage, welch Zauberwerk Algorithmen verbringen können.
Um es ganz klar zu sagen, mspro hat recht. Denn jede Information, die in einem Datensatz vorhanden ist, kann extrahiert werden. Letztlich ist es nur eine Frage, der eingesetzten Energie. Da die Energiekosten pro Transaktion permanent sinken, werden in Zukunft Transformationen wirtschaftlich sinnvoll sein, die es momentan nicht sind (siehe).
Ich muss holadiho zustimmen, dass viele Nerds bei ihrer Argumentation ein eher mechanistisches Weltbild an den Tag legen. Allerdings gehe ich davon aus, dass wir bald Software für die Analyse von Daten verwenden werden, die sich nicht oder nicht nur auf statistische Algorithmen stützen sondern die auf selbstorganisierenden Systemen basiert. Ob ein Gesichtserkennungssystem mit einem Bild von mir trainiert wird, oder mit meinen Bewegungsmustern im Netz ist vollkommen egal. Es wird mich mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen, wenn ich wieder auf der Site bin.
Die Situation ist vergleichbar mit den Ölsanden. Es gibt sie schon lange, aber erst seit kurzem lohnt es sich, sie auch zu fördern und in den Rohstoff umzuwandeln, den die chemische Industrie für Tupper-Dosen benötigt.
Zwei kleine Einschränkungen bezüglich der Möglichkeiten der Informationsgewinnung aus Daten gibt es allerdings. Erstens altern Daten. D.h. Daten die das Verhalten einer Person vor einem Jahr beschreiben sind hochwertiger als entsprechende Daten von vor zehn Jahren. Diese Tatsache lässt sich in Modellen berücksichtigen.
Zweitens bewirkt jede Transformation mit gleichzeitigem Transport von Daten einen Datenverlust. Konkret: wenn ich die Daten aus einem System mit Daten in einem anderen System verknüpfen will, werde ich dies nur tun können, wenn ich eine gewisse Unschärfe hinnehme. Dieser kann darin bestehen, dass die Schemata der beiden Datensätze nicht vollkommen transformierbar sind oder dass es für manche Datensätze keine Referenz gibt. Die Anreicherung von Daten durch Verknüpfung verschiedener Datenquellen führt also nicht nur zu einer höhern Qualität der Daten sondern gleichzeitg zu einem Verwischungseffekt.
Letztendlich bleibt aber die Tatsache, dass sich Daten durch immer leistungsfähigere Maschinen und größere Datenspeicher in Zukunft reproduzieren und die enthaltenen Informationen immer leichter extrahieren lassen. In der Gesellschaft in der wir heute leben hat das Bewustsein darüber einen einfachen Effekt: eine Person, die sich dieser Tatsache bewusst ist, wird sich anders verhalten als eine Person, der dies nicht bewusst ist. Der offene Diskurs im Netz kann unter diesen Umständen schon heute nicht mehr so offen sein. Und wenn in Zukunft immer öfter im realen Leben Aufzeichnungen selbst von privaten Zusammenkünften gemacht werden (z.B. mittels Videobrillen) muss sich auch dort das Verhalten ändern.
Natürlich wird es Menschen geben, die sich – wie mspro es fordert – dem Kontrollverlust hingeben. Es würde mich jedoch wundern, wenn dies eine größere Gruppe wäre. Und ich vermute sogar, dass mir die Handlungen der Mehrheit dieser Gruppe ganz und gar nicht gefallen wird (Stichwort Rape-Videos).
abofallen in app-werbung
Iphone-Ticker berichtet über gehäuft auftretende Abofallen durch Werbung in iPhone-Apps und Bannern. Dabei wird offensichtlich durch einen Klick auf eine solche Werbung die Telefonnummer an den Anbieter übertragen, damit dieser dem Provider gegenüber von einem gültigen Vertrag sprechen kann und die Abo-Gebühren durch diesen einziehen kann.
Die Frage, die sich alle stellen: Wie kommen die Abzocker an die Telefonnummer?
Die Sache ist mitnichten so, dass das Banner diese Information durch das iPhone, die App oder gar durch den Mobile Safari erfährt. Die Schwachstelle ist der Mobilfunkbetreiber. Dieser hat z.B. mit dem Werbetreibenden einen Vertrag. Teil dieses Vertrages ist in etlichen Fällen die Übermittlung der Mobilfunknummer.
Solche Verträge finden sich zum Beispiel sehr häufig bei MBOs. Wenn also eine Firma (Verlag, Mode) selbst als Wiederverkäufer für ein Mobilfunknetz auftritt und für die eigenen Seiten ein kostenlosen Aufruf garantiert, wird dies über die Übermittlung der Mobilfunknummer kontrolliert.
Der hohe Anteil der iPhone-User beim Aufruf von mobilen Bannern und die ebenfalls relativ hohe Klickrate führt offensichtlich dazu, dass dieses Thema in der Öffentlichkeit oft im Zusammenhang mit dem iPhone auftaucht.
targeting-binsenweisheiten
Mitten in der Keynote von Eric Schmidt postet @ulihegge folgenden Tweet:
Und es sieht eigentlich aus, wie die Tweets davor in denen er Schmidt zitierte. Wenn da nicht die Quelle fehlen würde, die er bis dahin immer genannt hat und nicht diese kleine Einschränkung ‘eventually’ gewesen wäre. Denn Eric Schmidt ist davon überzeugt, dass Werbung auf Handys ein noch größerer Markt wird als Online-Werbung bisher.
Und damit ist Schmidt auch nicht alleine. Es ist vollkommen logisch, dass Mobile-Advertising “the next big thing” ist. Und Targeting ist damit noch besser möglich als mit jedem Browser.
Denn kein Firmen-Proxy verwischt die Daten, der User wechselt nie zwischen Tag und Abend den Rechner. Selbst wenn er nach einem oder zwei Jahren das Handy wechselt wird er sein Profil und damit seine Cookies und seine anderen User-Daten mitnehmen. Ja, selbst die Wahrscheinlichkeit, dass an einem Gerät verschiedene Menschen sitzen tangiert gegen null.
Es ist darüber hinaus schon heute absehbar, dass Handys in wenigen Jahren der Hort unserer Profile sein werden. Browsereinstellungen, Mailkonten, Twitter, Facebook, Koordinaten, Autoschlüssel, alles werden wir auf unseren mobilen Geräten vorhalten. Wenn wir uns einem autorisierten Rechner nähern werden die Daten automatisch synchronisiert.
Natürlich ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklung, mobile Werbung ein wesentlich größeres Geschäft als klassische Online-Werbung heute. Aber warum muss Kolja Hebenstreit diese Binsenweisheit retweeten?
o2-stick – mobile partner crash und lösung
Es ist natürlich wenig hilfreich hier einen Artikel darüber zu schreiben, wie man mit dem O2-Stick online kommt, wenn man ja eben damit nicht online kommt und somit diesen Artikel gar nicht lesen kann. Aber egal …
Der UMTS-Stick, den man unter anderem bei tchibo für günstige 39€ bekommt hat leider einen kleinen Haken: Das Installationsprogramm für OSX crashed bei jedem Aufruf unweigerlich. Und das führt dazu, dass man ihn eigentlich am Mac nicht betreiben kann.
Die Lösung des Problems war allerdings sehr einfach: In dem Programm auf dem Stick findet man ein Installationspaket: rechter Mausklick auf ‘Mobile Partner.app’ auf dem Stick und dann ‘Paketinhalt anzeigen’, unter Content/Resources liegt das Installationspaket ‘MobilePartner.mpkg’. Dieses lässt sich tatsächlich installieren. Nach der Installation und einem Neustart funktioniert dann erstaunlicherweise das gleichnamige Programm, das sich dann im Programme-Ordner findet und die Treiber arbeiten auch problemlos.
[Nachtrag] Diese Software ist echt der Hit. Wenn man verbunden ist, benötigt sie im Durchschnitt 10% der Prozessorzeit auf meinem Core 2 Duo mit 2,3 GHz. Und ein großer Teil davon läuft im System-Space und hat damit Vorrang vor den Benutzer-Prozessen.
Wirklich katastrophal ist jedoch die Auskunftsfreudigkeit der Software. Damit ist nicht gemeint, dass man besonders viele und aussagekräftige Informationen erhält sondern. Vielmehr müllt Mobile Partner mehrere Logfiles mit allen möglichen AT-Kommandos und anderen Informationen zu.
Bei mir hat das dazu geführt, dass mein Time Machine es nicht schaffte innerhalb eines Tages ein Backup von knapp 100GByte durchzuführen. Denn jedes mal, wenn Mobile Partner in eines der Logfiles eine oder mehrere Zeilen schrieb schloss es danach die Datei, woraufhin erstmal der Spotlight-Index die Datei gelesen und indiziert hat. Erst danach kam der backup-daemon wieder an die Arbeit. Inzwischen hatte aber Mobile Partner eins der Logfiles wieder geöffnet u.s.w.
Als vorläufige Hilfe habe ich und /Applications/Mobile Partner/config/log die beiden Properties-Dateien für den Java-Logger ‘log4j’ modifiziert. Jetzt ist es merklich stiller geworden. [/Nachtrag]
adobe: wir lieben euch doch alle!
If HTML could reliably do everything Flash does that would certainly save us a lot of effort, but that does not appear to be coming to pass.
“Wenn HTML Flash ersetzen könnte würde uns viel Ärger erspart werden, aber es sieht nicht so aus als ob passieren wird.” So schreibt Kevin Lynch – seines Zeichens CTO von Adobe – auf dem offiziellen Firmenblog.
Nach dem Frontalangriff auf Flash durch die despektierlichen Ausführungen von Steve Jobs musste Adobe antworten. Denn wenn der innovativste Firmenchef den wesentlichen Baustein des eigenen Portfolios als überflüssig darstellt, hätte jedes Unternehmen ein Problem.
Aber Lynch hat nicht wirklich ein neues Argument, warum Flash eine Zukunft haben sollte. Eher weinerlich weist er darauf hin, dass doch alle beim Open Screen Projekt mitmachen.
Wenn Apple sich dem entzieht – und hier macht er einen schönen Hattrick – verhält sich die Firma nicht netzneutral. Es wäre doch allgemeiner Konsens, dass die Nutzer die freie Wahl beim Zugriff auf die Inhalte haben müssten. Wenn Apple aber den Flash-Player auf den eigenen Geräten verbietet würden die Nutzer bevormundet. Neben der direkten Aussage, dass Apple marktfeindlich agiert impliziert er damit, dass ‘Flash’ und ‘Inhalte’ identisch sind und somit eine Unterdrückung von Flash einer Unterdrückung von Inhalten gleichkommt. Ausserdem verheimlicht er, dass Flash eine proprietäre Technik ist, die im Gegensatz zu HTML den Nutzern nicht die Möglichkeit gibt, zu erkennen, wie etwas gemacht wurde.
Aber damit hat er noch nicht genug Sand in unsere Augen gestreut. Mit einer kleinen aber feinen Ungenauigkeit behauptet er auch noch, dass Flash ja auf Apples Geräten laufen würde:
We have shown that Flash technology is starting to work on these devices today by enabling standalone applications for the iPhone to be built on Flash.
Flash läuft nicht auf dem iPhone oder dem iPad. Es läuft noch nicht mal etwas ähnliches. Mit dem neuen CS5 kann man lediglich Flash auf das iPhone portieren. Dazu wird im Prinzip mit einem Crosscompiler Binärcode für das iPhoneOS erstellt. Dass es sich dabei um etliches an Arbeit gehandelt haben muss verschleiert er durch ‘by enabling standalone applications’ und ‘built on Flash’. Einfach nur eingeschaltet? Wohl kaum. Gebaut auf Flash? Wohl eher ‘gebaut mit Flash’.
google vs. apple – die schlacht beginnt
Gestern saß ich noch mit @mspro und @343max im Oberholz und sprach unter anderem über das iPad, Google und den ganzen Rest. Kurz zuvor hatte ich den letzten Artikel von mspro über Google gelesen und interessiert die Diskussion über den klassischen Herrschaftsbegriff verfolgt. Auf dem Weg zum Oberholz hörte ich mir die erste halbe Stunde der letzten Ausgabe Lieblingspodcasts (unter anderem mit Max) an, in dem es eigentlich nur um das iPad, dessen Erfolgsaussichten und die mögliche Zeitenwende der IT ging.
Dabei fiel mir ein Punkt ein, der noch vor einem Jahr nur für sehr wenige überhaupt auch nur denkbar war: Microsoft spielt keine Rolle mehr. Ich erinnere mich dunkel, dass Tim Pritlove vor einem halben Jahr in Bezug auf Windows Mobile meinte, Microsoft sei out. Es würde in Zukunft keine Rolle mehr in diesem Sektor spielen. Nun sagt Tim das auch schon eine ganze Weile von Nokia und manchmal denkt man, er würde – trotz all seiner Kritik an Apple – in seinen Prophezeiungen lediglich seinen Wünschen Ausdruck verleihen.
Schaut man sich die Ereignisse des letzten Monats an fällt aber auf, dass Microsoft tatsächlich nicht mehr auftaucht. Nur ein überdurchschnittliches Quartalsergebnis sticht heraus. Und obwohl das Ergebnis noch mal wesentlich besser ist als Apples überdurchschnittlicher Umsatz und Gewinn bleibt dieser Fakt in den Medien blass im Vergleich zum Erstaunen der Branche über Apple. Jobs findet es sogar berechtigt, seine Firma als weltweit größte Mobile Company zu bezeichnen. Im Vergleich zu Nokia und Sony zum Beispiel. Nicht zu Microsoft.
und täglich grüßt das murmeltier: flash auf dem ipad
John Gruber schreibt in einem tollen Artikel “Apple, Adobe, and Flash” warum er Apples Strategie in Bezug auf Flash auf dem iPhone-OS unterstützt. Einerseits stellt er dar, dass es für Apple wesentlich einfacher ist, das Betriebssystem zu warten und weiterzuentwickeln, wenn alle Komponenten von Apple selbst kommen. Andererseits glaubt Gruber, Apple hätte ein idealistisches – neben dem wirtschaftlichen – Interesse, die Verbreitung der proprietären Technik Flash einzudämmen.
In der Präsentation des iPads rief Steve Jobs unter anderem die NYT auf. Auf der Seite war offensichtlich eine Werbung, die Flash verwendete. Statt der Anzeige erschien nur das Zeichen für ein nicht unterstützes Plug-In. Engadget veröffentlichte das Bild und prompt entspann sich eine Diskussion im Netz über das alte Thema, warum Apple sich standhaft weigert, Adobe zu gestatten und zu unterstützen, Flash zu portieren.
ipad-vorstellung: sonnenaufgang und -untergang für die verlagsbranche
Das iPad ist raus – nach all dem “Wetten, dass …!”. Für mich persönlich ist es eher enttäuschend, da ich insgeheim gehofft hatte, Apple würde eine Technik ausgraben, die zwischen einem L(C|E)D- und einem epaper-Modus umschalten kann. Denn ich lese Bücher auf dem Sofa oder im Bett lieber mit Umgebungslicht als mit Hintergrundbeleuchtung. Auch andere finden viel Kritik. Im Heise-Forum hat sich jemand – die nicht ganz ernst gemeinte – Mühe gemacht, die Inhalte der Kommentare statistisch aufzubereiten.
Alle Kritik lässt sich mit dem Begriff “geschlossenes System” zusammenfassen. Nicht nur, dass es über keinerlei physikalische Anschlussmöglichkeiten verfügt, über die man Programme oder Inhalte auf das Gerät schieben kann, es könnte mit solchen Inhalten auf Softwareseite auch nichts anfangen. Programme kann man nur über den App-Store installieren, Flash ist nach wie vor verfügbar, Musik und Filme müssen auf einem separaten PC/Mac in der iTunes-Bibliothek sein und Bücher kann man (offensichtlich) nur über den neuen Buchshop iBooks laden.
ipad mit tv-tuner? niemals!
Mitten in der Nacht twittert @jason plötzlich über das iPad. Insgesamt kommen zu dem Thema mehr als zehn Tweets. Wirklich interessant sind aber nur drei Tweets. In denen nennt er Preise und Features. Allerdings wirkt insbesondere ein Feature so unglaubwürdig, dass man sich Gedanken machen muss, ob die Aussagen überhaupt von ihm selbst kommen. Denn das Tablet soll einen HDTV-Tuner enthalten und einen Monitoranschluss.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das iPad einen Standard-iPod-Connector hat. Damit kann man es auch an jedem Monitor mit S-Video-Anschluss als Video-Quelle betreiben. Aber, das ist kein Monitoranschluss.
Ein HDTV-Tuner scheint allerdings vollkommen blödsinnig. Zumal es auch noch über die Fähigkeit verfügen, Sendungen aufzunehmen. Eine solche Funktion würde alle Bestrebungen, Filme in den Store zu bekommen und zu verkaufen unterlaufen. (Man möge mich nicht falsch verstehen: ich würde eine solche Funktion begrüßen, weil ich schon seit Jahren mein Mediencenter mit Apple-Rechnern und EyeTV betreibe.)
Da speziell die drei Tweets von einem Dienst aus verschickt wurden, der es ermöglicht, Meldungen zeitversetzt zu verschicken, gehe ich davon aus, dass der Account von jason gehackt wurde und der ärmste, das noch gar nicht mitbekommen hat.
Alles andere würde mich überraschen.
[Update] @jason hatte sich nur einen Spass daraus gemacht, den Hype zu verarschen: @brandonweir oh come on…. it was so obvious that I was joking! did you read the specs I put out there? [/Update]
leid ist schön
Wer schön sein will muss leiden, wissen wir. Und wir wissen, dass Kunst brotlos ist. Wir wissen allerdings nicht, woher dieses Zwillingspaar kommt. Aristoteles können wir offensichtlich – zumindest dafür – nicht verantwortlich machen. Da Schönheit nach seiner Meinung in der Symmetrie liegt, kann sie nicht im Leid begründet sein. Leid ist unique. Nur ein Individuum kann wirklich leiden. Und ein Individuum ist immer unteilbar und nie symmetrisch.
Worüber rede ich?
Ich rede über Kulturpessimismus an der Spitze der Netzavantgarde. Wenn Mspro sich über die Süddeutsche echauffiert, ist er zutiefst konservativ. Denn was er voraussetzt ist eine unschuldige Presse. Diese müsse es mal gegeben haben. Denn – so impliziert er – Journalismus ist Idealismus. Und somit wäre dieser die Hauptantriebskraft dessen, was wir als Presse kennen. Aber schon der Name der Branche ist doch eindeutig.
Die Presse versucht zu extrahieren, was möglichst viele Konsumenten bewegt. Schon immer. Noch bevor es eine Presse in Form einer Druckerpresse gegeben hat, gab es das Bedürfnis sich am Leid anderer zu ergötzen. Der Schauder ist bestimmendes Element aller Nachrichten. Je schlimmer, desto besser.
Die A-Blogger beschwören den Sündenfall herauf: die Sueddeutsche.de kauft sich positive Bewertungen in der Blogosphäre und verlässt damit den Pfad der Tugend. (Die beteiligten B-/C-/D-Blogger selbst sind nicht weiter der Erwähnung wert.) Was der Verlag damit versucht, ist potentielle Konsumenten wohlgesonnen zu machen. Menschen reagieren offener auf Großzügigkeit als auf Geiz.
Gleichzeitig wird bemängelt, dass die Verlage zu Methoden wie Klickstrecken greifen, sich immer stärker SEO widmen und viel Geld für SEM ausgeben. Sie nutzen eben ihre wirtschaftliche Potenz zur Aufrechterhaltung dieser Potenz. Und sie scheitern. Immer öfter, immer deutlicher.
Ihnen aber vorzuwerfen, sie würden mit unlauteren Mitteln spielen, ist zumindest merkwürdig. Denn eigentlich müsste man ihnen sagen: Schliesse Deinen Laden, nimm alles Geld und kaufe Apple-Aktien oder Versicherungspapiere, denn Verlage braucht in Zukunft niemand mehr.