Archive for the ‘gadgets’ Category
eBook-DRM: Usability-Hürden und Sicherheitslöcher
Vor wenigen Tagen kam die Agenturmeldung, dass die beste Zeit für eBook-Reader mit ePaper bereits vorbei sei und sie ihren Platz an billige Tablets auf der Basis von Android abtreten müssen. Also höchste Zeit, sich ein Exemplar dieser aussterbenden Gattung zu besorgen und sich genauer anzusehen.
Cybook Odyssey von Bookeen (Thalia)
Die Firma Bookeen bietet mehrere Cybook-Varianten an. Die Version mit Beleuchtung gab es in dem Thalia-Laden grade nicht daher wurde es die einfachere Cybook Odyssey Ausführung. Sie verfügt über einen Touch-Screen und ist mit 2GByte internem Speicher ausgestattet. Ein Mirco-SD-Kartenslot und ein Micro-USB-Anschluss dient dem Transfer der Daten.
Trotz fehlender Beleuchtung ist Text gut zu lesen. Allerdings sollte man beim Kauf im Laden bedenken, dass es dort meistens eine wesentlich heller ist. In schummrigen Ecken geht es ohne zusätzliche Beleuchtung nicht mehr.
Das System ist nur minimal auf Thalia gebrandet. Bis auf den voreingestellten Web-Shop findet sich kein Hinweis – selbst in den Hilfedokumenten – auf den Buchhändler. Für die Einrichtung des Gerätes und das Lesen gekaufter Bücher ist entweder ein WLAN-Zugang oder ein Windows-/Mac-PC notwendig. Andernfalls kann man nur eBooks und PDFs lesen, die von DRM befreit sind.
Nightmare DRM
Damit gekaufte Bücher auf dem Gerät gelesen werden können, muss das Gerät autorisiert werden. Bei dem Thalia-Einrichtungsprozess funktioniert das eigentlich relativ reibungslos. Es sei denn, man hat mit der angegebenen EMail-Adresse bereits eine Adobe-ID oder man hat ein Passwort gewählt, das Adobe nicht gefällt. Spätestens hier dürften die meisten Nutzer verunsichert aussteigen.
<ironie>Falls man sein Passwort für die Adobe-ID vergessen hat, empfiehlt es sich, das Gerät in den Werkszustand zurückzusetzen. Dann kann man in den Online-Store gehen und gibt sein Thalia-Login ein. Danach nämlich ist die Anmeldungssoftware so nett, einem das Passwort der Adobe-ID im Klartext anzuzeigen.</ironie>
D.h. an mindestens einer Stelle ist das Passwort als Plaintext gespeichert. Es dürfte sehr unwahrscheinlich sein, dass der Fehler auf Adobes Seiten liegt. Tatsächlich dürfte Thalia oder der DRM-Provider bei Bookeen Schuld sein und das Passwort in Kombination mit der ID speichern. Abgesehen von den dadurch entstehenden unvorhersehbaren Sicherheitslöchern – groß wie Scheunentore™ – dürfte dieses Vorgehen weder im Interesse von Adobe noch der Nutzer sein.
Mit Hilfe des Thalia-Shops kann jeder Angreifer mit einem Cookie-Klau – etwa über ein kompromittiertes WLAN – auch gleich an die Daten bei Adobe kommen. Denn bei dem Shop kann man mit einem eingeloggten Browser (natürlich funktioniert der Cookie auch ohne https … ) nicht nur ein neues Passwort setzen, sondern im gleichen Schritt auch die EMail-Adresse ändern. Mit einem simplen Script liesse sich so Einblick in die persönliche Bibliothek gewinnen. Abgesehen davon, dass diese auch gleich gelöscht werden könnte oder sämtliche autorisierte Geräte gelöscht werden können.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass sich hier zwei Partner – Thalia und Bookeen – gefunden haben, von denen mindestens einer nicht weiß, was er tut. Und Adobe hat offensichtlich keine Ahnung, was seine Kunden da treiben. Deren AGBs sollten sie jedoch nicht von der nötigen Aufsichtspflicht entbinden. Letztlich fallen solche Sicherheitslücken auf Adobe selbst zurück.
Fazit
Wäre man in der Lage über die Sicherheitslöcher hinwegzusehen, bleibt als Fazit dennoch, dass sich eBook-Reader auf der Basis von Adobe-DRM nicht durchsetzen können. Sie sind für den DAU schlicht nicht zu verwenden. Woher soll er beispielsweise wissen, wie man ein in einem anderen Shop gekauftes Buch auf seinen Reader bekommt. Denn beim Kauf bekommt man lediglich eine ACSM-Datei zum Download angeboten. Diese “Adobe Content Server Message” ist nur ein Token, das man danach mit einem Programm mit dem sprechenden Namen “Adobe Digital Editions” aktivieren muss. Erst dann wird das Buch geladen. Dort kann man es dann auf den mit USB angeschlossenen Reader schieben.
Dieser Aufwand ist vor allem deswegen nicht zu verstehen, weil man als Nutzer, der das geschafft hat auch in der Lage ist, sich Tools zum Befreien der eBooks von dem lästigen DRM laden kann. Für den Mac gibt es beispielsweise AdobeDrmRemoval. In einem schnellen Test befreite es erfolgreich Neal Stephensons “Error” (engl. “Readme”) vom DRM.
Extension für Chrome: Leistungsschützer ausblenden
Die sehr lange Liste der Unterstützer des Leistungsschutzrechts umfasst inzwischen fast jeden großen und kleinen Verlag in Deutschland. Nun ist es jedoch sehr mühselig vor jedem Klick bei Google immer erst nachzusehen, ob Google die Snippets eines dieser Verlage raubmordkopiert hat. Daher habe ich eine kleine Chrome-Extension namens “Leistungsschutz” geschrieben gemacht, die die entsprechenden Fundstellen ausblendet.
Bei der Suche nach ‘hannover’ würde ich normalerweise mehrere Einträge der HAZ und der Neuen Presse bekommen. Die erscheinen nun nicht mehr. <ironie>Der Verlag kann sich also entspannt zurück lehnen denn Google wird bei mir zukünftig daran gehindert sich an der Arbeit anderer zu bereichern.</ironie>
Die Extension liegt nur als Source-Code vor und muss lokal vom eigenen Rechner geladen werden.
1. Zip Downloaden & uspacken,
2. Chrome -> Einstellungen -> Erweiterungen -> Entwicklermodus/Developer Häkchen setzen.
3. Entpackte Erweiterung laden.
Alles zur freien Verfügung und Veränderung und Weitergabe. Natürlich ohne jede Gewähr.
(Zu Hilfe kam ein kleines Tutorial, jQuery und diese Anleitung.)
[Update] @seiz hat sich etwas mehr Mühe gemacht und es als fertig installierbare Extension für Safari bereitgestellt. Vielen Dank! [/Update]
Parallella: Kickstarter-Projekt für preiswertes Parallel-Computing
Parallel-Computing ist nach wie vor ein teures Unterfangen. Es gibt Evaluationboards die aber immer einen vierstelligen Betrag kosten. Der Grund dafür ist recht einfach, denn diese Form der Computer werden nicht in Massenprodukten verbaut. Noch nicht, meint zumindest die amerikanische Firma adapteva. Sie verspricht Boards Boards für unter $100 wenn sich genügend Leute finden um die Produktionskosten zu senken. Sie bieten den Unterstützern zwei verschiedene Setups. Das preiswerte hat einen 16-Core und falls genug Geld zusammenkommt kann man für mehr Geld auch ein Board mit 64 Kernen bekommen. Letzterer verspricht 100 GFlops bei nur bis zu 2 Watt Leistungsaufnahme.
Ich hab sicherheitshalber mal mitgemacht und hoffe, dass das Projekt ein Erfolg wird. Vielleicht findet sich ja dann auch mal jemand, der ein FPGA-Projekt startet.
iOS 6 Maps: Kollateralschäden im Kampf zwischen Apple und Google
Mit dem weltweiten Rollout von iOS 6 für die meisten iPhones, iPods und iPads am 19.9. hat sich Apple wahrscheinlich den größten Fehler in der Unternehmensgeschichte bisher geleistet. Die Firma hat sich zum Gespött der Apple-Anhänger gemacht.
iOS 6 Maps: nicht mehr als eine Fun-App
Stein des Anstoßes ist die neue Map-App. Statt der bisher verwendeten Google-Maps-Daten verwendet Apple nun die Karten und Bilder von TomTom und die Point-Of-Interests (POIs) von Yelp. Für die Suche verwendet Apple offensichtlich eine eigene Engine. Dies gilt möglicherweise auch für das Routing und den Tile-Map-Server, welcher dafür zuständig ist, Karten, Bilder und PIOs zum User zu bekommen.
Und alle diese Daten und Backends erreichen nicht annähernd die Qualität von Google Maps. Die Differenzen sind so groß, dass es nach wenigen Stunden schon diverse Twitter-Accounts und Blogs gab, die sich mit den Fehlern beschäftigen. Prominentestes Beispiel ist der tumblr-Blog “The Amazing iOS 6 Maps“. Hier werden verschiedenste Beispiele für teilweise haarsträubende Fehler protokolliert.
Apple hatte sich nach früherer Eintracht von Google abgewendet, weil es Android als zu große Gefahr für seine Produkte ansieht. Allerdings hat es dann noch mal drei Jahre gedauert bis Apple sich traute, mit einer eigenen Map-Applikation auf den Markt zu kommen. Offensichtlich hätte man jedoch noch einige Jahre ins Land gehen lassen sollen. Der erste Wurf ist offensichtlich eine Katastrophe.
Vor 8 Jahren kaufte Google die Firma Keyhole. Diese war unter anderem ein Spin Off der CIA und Nvidia. Dieser Kauf war an sich schon ein politischer Akt im Spiel um die Märkte der Zukunft. Microsoft hatte kurz zuvor erste Vista-Anmutungen (alias Longhorn) gezeigt. Eines der Beispiele war eine Aero-Applikation für Makler auf der Basis von Keyhole.
Keyhole hatte zu diesem Zeitpunkt drei Jahre Erfahrungen mit Satellitenbildern und Routing. Auf der Basis dieses Know Hows hat Google inzwischen einen schier uneinholbaren Vorsprung im Segment der Map-Anwendungen. Gespeist wird dieser Vorsprung aus mehreren Quellen, die sich gegenseitig befruchten: Map-Daten (Karten, Sat-Images, POIs, …), Suchmaschinendaten (WebSite-Daten), Suchalgorithmen und Nutzerverhalten (Suchen, Live-Traffic, …).
Apple hat in jedem dieser Bereiche weder die gleiche Qualität der Daten und Algorithmen noch die entsprechenden Erfahrungen. Tatsächlich haben sie nun nicht mal mehr die Daten der Android-User. D.h. Google hat nicht nur eine bessere Startposition sondern auch eine wesentlich bessere Sprungposition.
Vor diesem Hintergrund ist es sehr unwahrscheinlich, dass Apple zusammen mit TomTom in den nächsten Jahren auch nur in die Nähe der Qualität der Google Maps kommt. Vielleicht können Themen wie Performance noch gelöst werden. Die Erfahrung Apples mit großen Serversystemen lässt daran jedoch ernsthaft zweifeln. Die Qualität der POIs oder der Satelliten-Images wird sich nur sehr langsam verbessern lassen. Es würde nicht mal helfen, wenn die ganze Welt als “Fly Over” (interaktive 3D-Ansicht) abgebildet werden könnte, denn diese Funktion ist nicht mehr als ein nice-to-have. Im Alltag ist die korrekte Route, die nächste Tankstelle und die Stauvorhersage unverzichtbar.
Auf diese Funktionen müssen iOS-6-Nutzer jetzt verzichten. Unklar ist, ob Google eine separate Map-App für iOS rausbringen wird. Noch unklarer ist, ob Apple diese ohne weiteres in den Store lassen würde. Es wäre ein Schuldeingeständnis erster Klasse und für solche ist Apple nicht grade bekannt.
Bei Google ist der zweite Vorschlag bei der Suche nach “ios6 do” bereits “ios6 downgrade”. Bisher geht dies nur bei älteren Geräten und auch dann nur mit einem Jailbreak. Man darf also gespannt sein, wie groß der Druck der Nutzer auf Apple noch wird und wie die Firma darauf reagiert.
iOS6 mit Targeting-Schutz
Mit der seit gestern verfügbaren Verion 6 von Apples Mobile-Betriebssystem iOS wurde eine neue Funktion zum Schutz der Privatsphäre eingeführt. An der sehr, sehr versteckten Stelle “Einstellungen > Allgemein > Info > Werbung > Ad-Tracking beschränken” kann der Nutzer zusätzlichen Schutz aktivieren. Dabei geht es um die Verwendung von eindeutigen IDs für das Targeting in In-App-Werbung.
Bis zum letzten Jahr konnten die Entwickler und damit auch die Werbenetzwerke (die von den Entwicklern benutzt wurden) uneingeschränkt auf die sogenannte UDID zugreifen. Dies ist eine einheitliche ID, die bei jedem Gerät unterschiedlich ist. Danach hat eine Systemfunktion für jede App eine separate ID generiert, die sich bis zum Löschen der App nicht geändert hat. Werbetreibende konnten mit dieser Lösung gut leben, obwohl ihnen die App-übergreifende Verknüpfung der Profile verwehrt war.
Mit der aktivierten Einstellung wird nun bei jedem Aufruf der App eine neue ID generiert. Diesen Daten können die Werbenetzwerke nun sehr schwer ein qualifiziertes Profil zuordnen. Ausgeschlossen ist dies jedoch nicht, erfordert jedoch auch die aktive Unterstützung des Entwicklers. Der läuft damit aber auch Gefahr, dass Apple dann die App aus dem Store nimmt.
Mit Do-Not-Track oder einem Tracking-Opt-Out bei den großen Werbenetzwerken hat die Einstellung entgegen anderen Meldungen übrigens nichts zu tun. Weder das Verhalten des Safari selbst noch das des WebKit-View in Applikationen verändert sich durch das Setzen der Option.
Frustration mit dem @Raspberry_Pi
Nach mehreren Nächten mit dem Raspberry Pi stellt sich bei mir erhebliche Frustration ein. Einem schönen Stück Hardware fehlt ein konsistentes und konsequentes Software-Packaging. Das Ausmaß der Ziellosigkeit wird seit gestern für jeden deutlich. Auf der Downloadseite liest man seit neuestem unter “Raspbian ‘wheezy’“:
If you’re just starting out, this is the image we recommend you use.
Folgt man jedoch dem Link zu der Projektseite von Raspbian liest man dort als Antwort auf die erste Frage in den FAQ’s:
First of all, you need to know that Raspbian is under active development and is not suitable at this point for someone new to Linux or small ARM based systems such as the Raspberry Pi.
Das favorisierte System eines Lerncomputers für Menschen/Kinder, die an die Programmierung herangeführt werden sollen, ist nicht geeignet für Leute, die noch keine Erfahrungen mit Linux oder ARM-Systemen haben? WTF!
Das neue System ersetzt dabei eine Debian-Distribution, die nur marginal an das Board angepasst war. Von vielen Nutzern wurde kritisiert, dass die Distribution das Board einfach überfordert. Die Standardpakete installieren vollkommen unsinnige Abhängigkeiten. Möchte man beispielsweise Bluetooth installieren wird gleich mal das riesige Druckersystem CUPS mitinstalliert. Bei dem GPS-Deamon bekommt man dann auch noch die Lüfterkontrolle mit dazu. Buy one get 493 for free.
Dabei sollte eigentlich schon längst eine spezielle Fedora-Version verfügbar sein. Noch im März verkündete man, die Fedora-Distribution wäre fertig und könne verwendet werden. Aus der angekündigten Version Fedora 17 wurde bis jetzt nichts. Kein Wunder, dass Raspberry nun nervös geworden ist und eine angepasste Debian-Version zwischengeschoben hat.
Zusammen mit dem Arch Linux ARM und QtonPi gibt es damit derzeit fünf verschiedene OS-Alternativen (plus dutzende Branches). Davon sind oder waren drei von Rapsberry Pi selbst empfohlen. Hinzu kommt noch ein Firmware-Update. Dieses braucht man zum Beispiel, um Webcams oder TV-Tuner anzuschliessen.
Aus diesem OS-Zoo erwächst schon jetzt ein grundlegendes Problem: wo bekomme ich als Neuling Hilfe her? Eine große kenntnisreiche Community hat bereits alle möglichen Artikel über die Einrichtung das Systems veröffentlicht. Da sich aber das empfohlene System permanent ändert, haben selbst erfahrene Anwender erhebliche Probleme zu unterscheiden, welche die richtige Vorgehensweise ist.
Bei mir hat das Firmware-Update zwar dazu geführt, dass die Kamera inzwischen funktioniert, aber jetzt hängt das System beim Start wenn ein Bluetooth-Dongle angeschlossen ist. Sicher ein lösbares Problem – für mich. Aber für einen Anfänger? (Ja, ich glaube, dass viele mit einer Bluetooth-Maus und einer WebCam spielen wollen.)
Der Hype um das Projekt hat offensichtlich so viel Druck erzeugt, dass eine viellecht mal vorhandene Softwarestrategie über den Haufen geworfen wurde. Und dieser Fehlstart wird dem System wahrscheinlich lange anhängen. Viele Neulinge werden frustriert die Hände davon lassen. Schade.
Zum Verständnis: Ich würde dem Projekt für Idee und Initiative 100 Punkte für guten Stil geben. Und auch die Hardware kann nach meinem bescheidenen Verständnis in diesem Bereich 95 von 100 Punkten erhalten (Abzug für HDMI).
Street View mit Sencha Touch 2 auch unter WebKit Mobile
Unter qrios.de/sv habe ich einen Test mit Street View unter WebKit Mobile laufen. Erstaunlicherweise bietet Google Maps seit einiger Zeit Street View auch für mobile Browser an. Das erste große Framework, das das jetzt eingebaut hat ist Sencha Touch 2. Ich bin eigentlich kein großer Fan von Sencha respektive ExtJS. Allerdings lassen sich damit wirklich extrem schnell mobile Web-Applikationen erstellen. Diese sind inzwischen sogar relativ performant und z.B. schneller als vergleichbare Sachen mit jQuery Mobile.
Windows 8 nicht für aktuelle Geräte?
Man könnte (wie ich) sprachlos sein über die Meldungen heute zu Windows 8 und der fehlenden Upgrademöglichkeit für bisherige Windows-Phone-Phones. @web_martin trieb es jedoch die Zornesröte ins Gesicht und er verfasste einen Rant, der sich gewaschen hat. Ich stimme ihm zwar nicht zu, dass es für Nokia zu spät ist noch auf den Android-Zug aufzuspringen (es soll zumindest in Berlin einen Raum geben in dem verschiedene Geräte damit getestet werden und die Telcos sind ja sowieso der Meinung, dass sich Nokia-Geräte mit Android besser verkaufen würden) aber insgesamt teile ich seine Meinung. Eine solche Entscheidung wäre der Sargnagel für Windows Phone. Und hoffentlich auch das Ende von Ballmer und Elop.
Spekulationen über Apples “revolutionäres Gerät”
Da nicht nur die vier von der Tankstelle regelmässig Mutmassungen über “ein revolutionäres Gerät” aus Apples Pipeline anstellen (und selbst Philippe Starck Teil des Hypes sein will und dann doch wieder nicht), sondern das Thema inzwischen ein wiederkehrender Agendapunkt beim Feierabendbier im Freundeskreis ist, gibt es hier einige Ideen. Denn es kann ja durchaus sein, dass Apple auch noch nicht weiss, worum es sich handelt.
1. Fernseher
Nein, das ist zu offensichtlich. Wahrscheinlicher ist “The new MacMini”. Allerdings ein MacMini, der nicht nur die Vorläufer dieser Geräteklasse ablöst, sondern gleich mal den Mac Pro aus dem Regal wirft. Der neue MacMini wird stapelbar sein (was sie heute schon sind) und sich durch Übereinanderstapeln zu einem einzigen Rechner verbinden. Über Thunderbold-Kontakte schliessen sich die Rechner zusammen und erscheinen als ein einziger Computer. Ein aktueller Mini (rechts unten) hat 2,5 GHz à Dual-CPU, 4GByte Speicher, eine vernünftige GPU und 500GB HD. Das alles gibts zum Preis von 800 €. Das Rechts-unten-Modell eines Mac Pro hat 6 Xeons (Dual-CPU) à 2,6 GHz, 6GByte Speicher, eine TeraByte-Platte und eine Highend-Graphic für den Preis von 4900 €.
Bereits mit 6 MacMinis hätte man gleich viele Cores, drei mal soviel Speicher, 6 GPU’s mit 1,5-fachem Speicher und 6 HDMI-Ausgänge. Man könnte über Thunderbold ein Display mit über 24 Millionen Pixel ansteuern. Was bei einem Verhältnis von 16:9 etwa 10K entspräche, nähme man die berühmten 4K zur Grundlage. Über die dann 6 FireWire 800, GigaBit-Ports, Audio In und Out, SD-Card-Slots und nicht zuletzt 24 (in Worten vierundzwanzig!) USB-Anschlüsse kann man bei einem Preis von 4800 € getrost hinwegggehen.
Für Apple hätte das den Vorteil, dass eine komplette Produktlinie wegfallen würde. Produktion, Werbung und Support würden erheblich einfacher und die Leute könnten sich wie Junkies einfach jeden Monat einen neuen Rechner kaufen. Irgendein Photoshop- oder Logic-Plugin wird die Anschaffung schon rechtfertigen.
2. Fernseher
Oder doch besser das Dual-Use-iPad: Das “iPad NG” sieht eigentlich aus, wie ein normales iPad. Erst wenn der User das Gerät mit dem Magic-Cover auf den Schreibtisch stellt, wird es zum MacBook Air. Statt iOS sieht man plötzlich OSX. Die Bedienung wechselt auf Tastatur und Trackpad. Die Nutzerdaten sind die gleichen, alles fügt sich dort wo man es abgelegt hat. Manche Apps kann man im App Store für OSX kaufen und sind dann direkt auch als iPad-App verfügbar. Bei Mail zum Beispiel kann man direkt zwischen der iPad-Version und der OSX-Version wechseln, wenn man feststellt, dass man ja noch ein Word-Dokument verschicken wollte. Andere Apps können direkt umschalten, falls man doch die erweiterten Möglichkeiten der Tastatur und der Maus braucht.
Selbst für die iOS-Entwicklung könnte man das Gerät verwenden. Denn derzeit gibt es kein tragbares Gerät, dass in der Lage ist, die Auflösung des neuen iPads in der Simulation darzustellen.
Das “iPad NG” würde gleich zwei Geräteklassen obsolet machen. Die MacBook Airs und das MacBook Pro unter 15″. Auch hier wieder Einsparungen in der Produktion, Werbung und dem Support.
3. Fernseher
Letztlich wird es aber wahrscheinlich doch ein schnöder Fernseher. Er wird sicher der flachste Fernseher (sic!) den die Welt bisher gesehen hat (wenn man ein Auge zudrückt und mit dem Zweiten sieht). Und er wird die ersten Jahre nur über Kabel-Provider (Telekom) und/oder Sender (HBO, Netflix) vertrieben. Er ist verdongelt oder besser gesagt gut geschützt gegen Datendiebstahl und -manipulation. Man wird natürlich auch seine Medienbibliothek (nach aufwendigem Torrent-Download und Umkodieren mit dem “The new MacMini”) abspielen können. Man wird sich allerdings – einige Jahre später – durch “iTunes Match HD” von jeder Schuld freikaufen können.
Die Gesteneingabe wird nicht nur der Steuerung des Fernsehens dienen sondern auch als Controller für Spiele dienen. Sicher nicht nur für Angry Birds sondern auch für Protal. Nicht umsonst geht Tim Cook grade bei Valve ein und aus.
In jedem Haushalt wird dann Siri sein. Siri wird Sendungen “aufnehmen” falls wir mal wieder länger brauchen. Siri wird sogar Out-Door-Sendungen aufnehmen, die wir uns nur ansehen sollten, weil wir übermorgen mit einem Free-Klimber zum Business-Lunch verabredet sind. Siri wird unserem Lebensabschnittsgefährten mitteilen, was noch einzukaufen ist, da sie doch grade am REWE vorbeifahren. Wenn wir unglücklich sind, wird Siri uns die richtige Musik raussuchen. Siri wird die Trennungsmail schicken. Siri wird uns Menschen aus Elitepartner vorstellen. Siri wird uns auf der Basis unserer bisherigen Kocherfahrung Rezepte für das erste Date vorschlagen. Die Slideshow und Hintergrundmusik für den Abend wird Siri auf der Basis des Gastgeschmacks zusammenstellen. Vielleicht wird Siri uns darauf hinweisen, dass der gesellschaftliche Status oder das Kreditrating des Gastes unpassend seien.
Steve Jobs: Kult und Kultur
Es wurde schon alles gesagt, aber nicht von Allen.
Nein, das stimmt leider im Falle des Todes von Steve Jobs nicht. Bei G+ hatte ich mich heute schon über die Elaborate der Offline-Presse mokiert. Aber ein Punkt nervt mich momentan doch erheblich: die Überhöhung seiner Fähigkeiten gerät zu einer Entschuldigung für ein von Innovationen freies Wirtschaften.
Was leistete Steve Jobs?
Eigentlich war Steve Jobs einer von vielen, vielen Menschen mit guten Ideen. Ich selbst kenne einige davon. Er war einer von vielen Menschen mit guten Ideen und Perfektionismus. Bei ihm war dieser Perfektionismus extrem ausgeprägt. Auch von solchen Menschen kenne ich welche. Und er war ein perfektionistischer Mensch mit guten Ideen mit Geld*. Davon kenne ich keinen.
Und tatsächlich ist es heute für einen perfektionistischen Menschen mit guten Ideen kaum noch möglich, Geld zu bekommen. Sowohl Investoren als auch Vorstände folgen einem Muster, das echte Innovationen behindert.
Wenn eine neue Idee auf dem Tisch liegt muss der Investor entscheiden, ob sich das Investment lohnt. Dazu werden verschiedenste Prognosen und Parameter berücksichtigt. Am Ende sollte dabei rauskommen, dass mindestens 25% Rendite erwirtschaftet werden.
Das Problem bei einer wirklich neuen Idee ist jedoch, dass es keine Möglichkeit gibt, verschiedene Parameter halbwegs plausibel zu bestimmen. Denn es fehlen Vergleichswerte. Deshalb werden diese Parameter mit extrem hohen Unsicherheitsfaktoren festgelegt. Diese Faktoren müssen zwangsläufig dazu führen, dass eine solche Idee hoffnungslos unrentabel erscheint. Selbst im Bestcaseszenario wird ein nüchterner Controller hohe Risikoaufschläge einberechnen.
Sowohl Investoren als auch Vorstände werden unter solchen Umständen lieber zu einer Idee greifen, die mit etwas Bestehendem vergleichbar ist. “Me Too” ist aus Sicht eines BWLers immer sinnvoller als eine neue Idee. In unserer etablierten Wirtschaft fehlt den Protagonisten einfach der Mut.
Und diesen Mut hatte Steve Jobs. Andere nennen es vielleicht ein großes Ego. Aber letztlich ist er immer wieder Risiken eingegangen (Mac, NeXT, pixar, iMac, iPod, iPhone, iPad). Dieses Vorgehen ist wesentlicher Teil seiner Kultur gewesen. Alle anderen sind nur Feiglinge. Und daher verwundert es auch nicht, wenn diese Feiglinge behaupten, es würde ein Kult um Steve Jobs gesponnen.
Disclaimer: Ich besitze inzwischen ausschließlich Apple-Devices. Aber, ich hatte zuvor von jeder Geräteklasse immer mindestens ein Gerät eines anderen Herstellers (Palm, Psion, Motorola, HP, Sony, Garmin, Nokia, Dell, Diamond …). Meine letzten Versuche, mich von Apple zu lösen sind mehrfach grandios gescheitert (Andorid, Nokia).
*) Selbstverständlich ist mir bekannt, dass er anfangs kein Geld hatte. Er hatte aber Glück, dass er relativ schnell welches erwirtschaften konnte.