Archive for the ‘web’ Category
Do Not Track: formerly known as Schwachsinn
In Deutschland ist es per Gesetz untersagt, IP-Nummern zu speichern. Daran hält sich jedoch kaum jemand. In meiner Praxis habe ich bisher kaum eine Apache-Konfiguration gesehen, die als Log-File-Format nicht ‘combined‘ oder ‘common‘ verwendet hat. Beide Einstellungen speichern die IP-Adressen der User dauerhaft. Es hat mich jedesmal Überzeugungsarbeit (mit Hinweis auf die Probleme, die mal eine Justizministerin hatte) gekostet, dies zu ändern.
Wenn ein Gesetz und Strafandrohung bei Anbietern nicht dazu führen, dass IP-Nummern nicht gespeichert werden, wie bitte sollte ein http-Header mit der Aussage ‘do not track me’ dazu führen, dass Werbetreibende kein Targeting durchführen.
“Do not Track” soll in Zukunft im http-Header übermitteln, dass der User vor diesem Browser nicht wünscht, analysiert zu werden. Sozusagen eine Tarnkappe mit dem Hinweis “Falls Sie mich doch sehen, ignorieren Sie mich doch bitte!“.
Nun könnte man natürlich vermuten, dass Firmen wie Doubleclick sich in Zukunft hüten werden, Cookies an den Browser zu schicken. Natürlich werden sie das tun. Aber das hindert sie nicht daran, trotzdem profilierte Werbung auszuliefern. In Zukunft wird ein Retailer von seinen Werbenetzwerken einfach verpflichtet (respektive Preisnachlässe erhalten), Cookies verschiedener Partner durchzureichen. Dieses Durchreichen geschieht schon heute. Denn die Anbieter sind schon heute nicht unabhängig. Netzwerk X arbeitet bezüglich Branche Y mit Netzwerk Z zusammen.
Wenn ein User dann bei Shop A (wg. der Funktionen des Shops, zwinker, zwinker …) gezwungen wird, Cookies zu akzeptieren, werden diese an das Netzwerk durchgereicht. Wenn es nicht anders geht mit Hilfe von Mengenabfragen à la History-Hijacking.
Aber selbst dieses recht komplizierte Szenario muss eigentlich nicht bemüht werden. Denn mit dem Browser-Fingerprint gibt es eine funktionierende Methode der Wiedererkennung eines Systems an Hand von Browser- und Systemumgebung, ohne eine ID auf dem/vom Rechner des Users zu speichern/abzufragen.
Schlussendlich gibt es aber niemanden (am wenigsten einen Richter), der in der Lage wäre, zu unterscheiden, ob die technischen Umgebungsvariablen so sind wie sie sind, weil jemand wollte, dass sie so sind wie sie sind oder weil eine Standardkonfiguration meinte, dass es eine gute Idee wäre, dass sie so seien, wie sie sind.
Und – ganz ehrlich – glaubt irgendwer im Raum, dass facebook seine Like-It-Funktion disabled, wenn ein User die DNT-Funktion eingeschaltet hat? Mit jedem Recht kann facebook behaupten, dass diese Funktion nicht dem Tracking dient sondern der Kommunikation. Wenn diese Argumentation funktioniert, werden in Zukunft auch lauter Googles, Zanoxes und andere eine Community aufbauen. Haben sie schon versucht? In Zukunft werden sie wissen, warum es sich lohnt, selbst wenn sie NULL User haben …
Google nimmt den Fehdehandschuh auf
Nachdem Apple recht offensichtlich (und dumm) Google angreift (siehe Voice-App und weiteres) nimmt Google jetzt den Fehdehandschuh auf. Mit der Ankündigung in naher Zeit den H.264-Support aus Chrome zu entfernen stellt sich Google erstmals offen gegen Apple.
Mit einem Browser-Marktanteil von rund 10% (12+% in den Staaten) hat Chrome eine Verbreitung erreicht, die für Site-Betreiber relevant ist. Wenn dieser Browser in Zukunft die derzeit einzige Alternative zu Flash-Videos nicht mehr unterstützt müssen sich Sitebetreiber eine Alternative überlegen. Die Lösung wird für die meisten sicher nicht darin bestehen, alle Videos zusätzlich als WebM-Video anzubieten. Wer diesen Aufwand scheut wird wieder bei Flash landen. Die Massage von Google richtet sich also an die ZDFs und BBCs der Welt und lautet: “Hört auf, eure Flash-Player durch HTML5-Player zu ersetzen.”
Es gibt inzwischen vernünftige Browserweichen, die den iOS-Usern den Video-Tag mit H.264 geben und anderen den Flash-Player einspielen. In Zukunft werden diese Weichen eine weitere Regel abfragen: if(USERAGENT.indexOf(‘Chrome’) != -1) ladeFlashPlayer();
Eine schlechte Nachricht für das Netz, für Chrome-User und für Android-User. Und ein neues Zeichen (nach der Ankündigung eines Tablet-only Android 3), dass Google keine langfristige Strategie hat.
[Update] Google fühlt sich offensichtlich nach der massiven Kritik (u.a. daring fireball und zdnet) genötigt, sich näher zu erklären. Ausserdem kündigen sie (in einem Update der Erklärung) an, für Safari und Explorer WebM-Plugins anzubieten. Mit Hilfe von ‘canPlayType’ (JS-Funktion, die z.B. bei der Frage canPlayType(‘[mime-type];[codec="codec-string"]‘) z.B. den Wert ‘maybe’ oder ‘probably’ zurückgibt) sollen dann auch diese Browser WebM abspielen können. Allerdings ist dies nach meiner Meinung keine optimale Lösung, da die meisten Browserweichen wahrscheinlich eher nach Browser/OS entscheiden werden, welche Video-Player-Lösung ausgeliefert wird. Ausserdem würde mich sehr wundern, wenn über die Plugin-Schnittstelle dieser Part des Browsers ohne weiteres angesprochen werden kann.
Irgendwie scheint sich meine Vermutung, Google hätte keine langfristige Strategie, zu bestätigen. Offensichtlich haben sie nicht mit so einem Sturm der Entrüstung gerechnet und versuchen jetzt die Wogen zu glätten. [/Update]
[Update2] Unter dem Titel “The Ambiguity of ‘Open’ and VP8 vs. H.264” ist ein ausgezeichneter Artikel über die Plug-In-Frage erschienen. Besonders interessant sind die Ausführungen über die Erweiterungsmöglichkeiten von Firefox, Chrome und Opera vs. Safari und IE9. Erstere spielen Videos über eigene Decoder ab, letztere handeln den video-Tag über die OS-eigenen und vor allem erweiterbare Decoder ab. [/Update2]
Wissen Sie “Ich hab’s Ihnen ja gesagt” trifft es nicht so ganz.
In der WebAnalytics-Branche wird man langsam nervös. Die Federal Trade Commission in den USA hat einen Vorschlag vorgelegt, der den Usern von Webseiten in Zukunft ermöglichen soll, “Do Not Track”-Button zu drücken. Ein Site-Betreiber soll dann jegliches Tracking dauerhaft abschalten. Der Button geht mir eigentlich noch nicht weit genug. Ich folge da eher der EU, die denkt offensichtlich nicht nur an Opt-Out sondern sogar an Opt-In.
“Ich hab’s Ihnen ja gesagt” (1996, vor kurzem) trifft es nicht so ganz (2004) …
Wikirebels – der Film
Spreeblick machte mich auf diesen Film des schwedischen Fernsehsenders SVT über Wikileaks aufmerksam (Bei SVT gibt es den Film noch begrenzte Zeit direkt zu sehen). Und damit ich mir diese lohnenswerte Dokumentation noch öfter anschauen kann hab ich ihn runtergerechnet und hochgeladen.
Wer etwas über die Hacker-Geschichte von Assenge erfahren möchte, höre sich bitte unbedingt die Folge 10 des ergebnisoffenen Podcasts Alternativlos an.
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Der Tablet-Goldrausch der Publisher
Wenn edenspiekermann zu einer Diskussion mit dem Titel ‘iPad & Co. – Neue Tafeln, neue Inhalte?’ lädt darf man gespannt sein. Allein die Auswahl der Gäste versprach höchstes Niveau. Neben Erik Spiekermann als Gastgeber und Jürgen Siebert als charmanter Moderator diskutierten Christoph Lüscher von Information Architects (iA), Mirko Borsche und Christoph Keese aus der Geschäftsführung von Axel Springer.
Insbesondere letzterer gestattete dem Auditorium interessante Einblicke in Absatzzahlen, Preisbindungfindung und HTML-Abneigung der deutschen Verlagslandschaft. Wenn er verkündet, die Welt-App sei auf zwei von drei iPads installiert, dann spürt man deutlich den Stolz. Nicht nur den Berlinern Verlegern merkt man an, dass sie das iPad nach wie vor als goldenes Flies begreifen.
Mspro, die Faz und der ganze Rest …
In Faz-Blogs werden im weitesten Sinne Reportagen publiziert. Ein freier (ist er/hat er grade frei/nichts anderes zu tun?) Autor fährt nach Würzburg um dort eine Kirche zu besuchen und spinnt im Nachhinein eine Geschichte darum. Klassischer Journalismus. Mit einem ein Blog-Eintrag hat das nichts zu tun. Manchmal würden diese von in spießbürgerlicher Ambivalenz manierierte Ziellosigkeit triefenden Texte genügen für die Seite 3. Aber nur wenn grade niemand über die Probleme japanischer Köche mit den sinkenden Quoten beim Walfang berichten könnte.
Aber auch auf der anderen Seite gibt es nichts Blog-haftes. Was mspro auf seinem Blog CTRL-Verlust veröffintlichte, ist reiner Essay. Jeder Artikel wäre es Wert gewesen in der Lettre oder der Sinn und Form zu erscheinen, wenn sie sich denn – wie sie es mal taten – irgendwie um Gegenwart kümmern würden.
Dass die Faz, die taz und andere, Blogs hosten ist eben – leider – nicht der Erkenntnis geschuldet, es gäbe neue Ausdrucks- und Antizipationsformen für Inhalte, sondern der Angst vor dem Kontrollverlust. Sowohl Sinn und Form eines Blogs namens “Kontrollverlust” war somit schon Provokation. Die Frage war also nicht “ob” oder “wann” die Redaktion dies bemerkt. Die entscheidende Frage ist: “Wie gehen sie mit dem Kontrollverlust um?” Die erste Antwort war auf jeden Fall falsch.
Neue Touch-Bibliothek: Sencha
Mit Sencha ist eine neue Touch-Bibliothek verfügbar, die antritt, verschiedene Plattformen zu unterstützen. Neben iPhone und iPad soll auch Android supportet werden. Sencha ist aus Ext-JS hervorgegangen.
Bisher ist eine Beta verfügbar, die nach meinen erstens Tests auch schon recht gut funktioniert. Nur beim rotieren gibt’s noch einige Probleme.
es werde licht: spheere.de
Unter spheere.de schreibe ich übrigens seit kurzer Zeit über Metaphysik und meine Probleme mit der aktuellen Voodoophysik in der alle möglichen dunkeln und schwarzen Sachen postuliert werden um Licht ins Dunkel zu bringen. Ich reibe mich an dunkler Energie, dem dunklen Zeitalter, der dunklen Materie und an schwarzen Löchern. Selbst solche heiligen Kühe, wie Superposition und Verschränkung sind mir nicht heilig. Also: Es werde Licht!
Liebe Publisher, ICH WILL KEINEN LIKE-IT-BUTTON!
Wenn sich Bild und Bildblog, spreeblick und CNN, Frankfurter Rundschau und Wall Street Journal einig sind dann stimmt irgendwas nicht. Es kann einfach nicht sein, dass die versammelte Publisher-Gilde jeden User ungefragt zwingt, seine Daten über die Nutzung ihrer Seiten an facebook zu senden.
Mit jedem Aufruf der genannten Seiten – und vielen tausend anderen Seiten auch – erfährt facebook, dass ich mir die Seite ansehe. In den Privacy-Einstellungen von facebook gibt es selbstredend keinen Hinweis dazu oder gar die Möglichkeit, diese Informationen nicht zu sammeln. Zusammen mit den Informationen über meinen Freundeskreis ergibt sich ein ausgezeichnetes Persönlichkeitsprofil.
Wie sorglos facebook mit meinen Daten umgeht kann man zum Beispiel daran sehen, dass beim Besuch einer solchen Seite automatisch ein Cookie für die Domain facebook.com gesetzt wird. Selbst wenn ich bei facebook grade nicht eingelogt bin kann nach meinem nächsten Login das Profil um die Seiten bereichert werden, die ich in der Zwischenzeit besucht habe. Wie – unter bestimmten Umständen – die Login-Email in das Cookie gelangen kann müsste noch genauer untersucht werden. Es hat dort absolut nichts zu suchen.
Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die Publisher selbst sich dieses Themas nicht bewusst sind und es beispielsweise Bildblog versäumt, in den Datenschutzhinweisen darauf einzugehen.
miriam meckel: “apples ipad ökosystem ist wie neckermann pauschalreisen fürs internet” #rp10
Rerun_van_Pelt twitterte (zu finden in abgewandelter Form auch hier und bei @TimSK) von der re:publica:
Miriam Meckel: “Apples iPad Ökosystem ist wie Neckermann Pauschalreisen fürs Internet” #rp10
Und da musste ich wirklich schlucken. Denn bisher war mir Frau Meckel nicht durch unterirdisch dumme Aussagen aufgefallen. Sie war mir bisher auch nicht durch hasardeurhafte auf-den-Zug-spring-Aktionen aufgefallen. Aber hier springt sie, nein hängt sie sich an den Zug derer, die meinen, das iPad wäre der Untergang des Internet. Schon bald kenne niemand mehr eine eine URL noch könne er gar programmieren.